: Aktionäre gegen Apartheid-Bank Menschenteppiche vor der Dresdner Bank / Blockaden und Demonstration anläßlich der Aktionärsversammlung in Hamburg / Bank-Chef Röller behauptet: Auch wir sind gegen Apartheid
Aktionäre gegen Apartheid-Bank
Menschenteppiche vor der Dresdner Bank / Blockaden und
Demonstration anläßlich der Aktionärsversammlung in Hamburg / Bank-Chef Röller behauptet: Auch wir sind gegen Apartheid
Aus Hamburg Ute Scheub
„Herr Ministerpräsident Botha möchte sich bei Ihnen persönlich für ihr Engagement in Südafrika bedanken“, sprach am Freitag vormittag eine Stimme vor dem Hamburger Congresszentrum, und ein Pappmache-Kopf wackelte. Irritiert bis böse reagierten einige der insgesamt 1.700 Aktionäre und Gäste, die zur Aktionärsversammlung der Dresdner Bank wollten.
Zu ihrem Unwillen war das Thema Südafrika nicht zu verdrängen - nicht nur wegen der Präsenz von 150 DemonstrantInnen vom Aktionsbündnis „Kein Geld für Apartheid“. Die umfangreichen Sicherheitsmaßnahmenmachten den Versammlungsort zwar zur Trutzburg, konnten aber nicht verhindern, daß drei Viertel der Debattenbeiträge sich auf die Geschäfte der Dresdner mit dem Apartheidstaat bezogen. Denn wie in jeder Jahreshauptversammlung seit 1983, so forderten auch diesmal VertreterInnen der „Kritischen Aktionäre“ letztlich dazu auf, den Bankvorstand nicht zu entlasten. Für ihre Verurteilung der Aktivitäten der Bank am Kap ernteten die Kölner Theologin Dorothee Sölle, der Hamburger Verfassungsrechtler Prof. Norman Paech, der Münchner Ökonom Helmut Paschlau und das Hauptvorstandsmitglied der HBV-Gewerkschaft Ingrid Schuster viele aggressive Zwischenrufe aber auch Applaus.
In seiner Rede behauptete Vorstandssprecher Dr. Wolfgang Röller, auch die Dresdner Bank lehne die Apartheid ab. Die Frage von Sanktionen müsse aber von der Bundesregierung geklärt werden, „dann richten wir uns auch danach“. ApartheidgegnerInnen wollen nicht mehr so lange warten. Um den öffentlichen Druck auf die Dresdner zu verstärken, legten am Freitag nachmittag rund 300 DemonstrantInnen den Geschäftsbetrieb von Bankfilialen in der Hamburger Innenstadt für anderthalb Stunden lahm. Mitglieder der GAL, der DKP und des Kommunistischen Bundes blockierten mit einem Menschenteppich und mit Pfennigeinzahlungen zweiBankinstitute. Die Evangelischen Frauen und Mitglieder des SPD-Landesvorstandes Hamburg, hielten vor zwei weiteren Filialen Mahnwachen ab. Die Polizeihielt sich aber auf Anweisung von oben zurück.
Der Demonstrationszug, der die BlockiererInnen schließlich abholte, war trotz des Aufrufs von 50 Organisationen im „Aktionsbündnis“ mit rund 1.000 TeilnehmerInnen ziemlich klein. Auf der Abschlußkundgebung erinnerten verschiedene SprecherInnen, darunter Karl Heinz Roth vom Hamburger Institut für Sozialgeschichte, noch einmal an die Unterstützung, die die „Dresdner“ bereits Hitler, Himmler und seinen Schergen gewährt habe.
Auch in 70 anderen Städten der Bundesrepublik fanden am Freitag kleinere Aktionen und Mahnwachen vor Banken statt.
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