Adriano hinter Gitter?

■ Robbenfreund und Entertainer Celentano vor Gericht

Adriano hinter Gitter?

Robbenfreund und Entertainer Celentano vor Gericht

Rom (taz) - Die Szene könnte skurriler nicht sein: wo bis vor kurzem schwerbewachte Rotbrigadisten in den Prozessen um die Ermordung Aldo Moros die Häftlingskäfige füllten, steht nun, verwirrt und ärmlich, ein Stückchen italienischer Kultur vor eben jenem Brigadisten-Richter Santiapichi: Adriano Celentano, Rocksänger, Schauspieler, Symbol liebenswert-verqueren Italiens, muß sich für eine Äußerung in der Samstagsabendshow „Fantastico“ des Staatlichen Fernsehens RAI verantworten, wo er am Vorabend der Referenden gegen die Atomkraft und zur Justizreform aufgerufen hatte, die Wahlzettel mit Slogans wie „Wir sind alle Kinder der Robben“ zu verzieren. Celentano hätte diesen Aufruf jederzeit starten dürfen - nur nicht an diesem Tag: der Samstag vor einem Wahlgang ist laut Wahlgesetz absolut tabu für jede öffentliche Äußerung zum Urnengang. Es drohen ein bis fünf Jahre Gefängnis.

Die beiden ersten Verhandlungstage dienten der Beweisaufnahme; Celentano brillierte mit einem Dreistundenmonolog, von dem man mit gutem Recht annahm, daß ihn keiner so recht verstanden hat. Am zweiten Tag wurde die Sendung vorgeführt: Freude im Zuschauerraum über die unverhoffte Reprise - und Celentano gestand einige Fehler gemacht zu haben und bereue, sagte er. Das Gericht schien gerührt und vertagte sich auf kommenden Montag. Werner Raith