: Wolf im Schafspelz
■ Zur Einstellung des Prozesses gegen die RAF-Frauen
Wolf im Schafspelz
Zur Einstellung des Prozesses gegen die RAF-Frauen
Wenn die Frauen der RAF aus dem Mausoleum des Hochsicherheitstrakts zum Prozeß in den Saal 700 geführt werden, kehren im Kriminalgericht die alten Zeiten der sogenannten Terroristenprozesse zurück. Doch das Aufgebot der Polizeiwannen auf der Straße, die geschlossenen Panzerglastüren vor dem Gerichtssaal 700, die bewaffneten Beamten auf den Zuschauerplätzen sind nur die eine Seite. Die andere, unsichtbare Seite ist die Festungsmentalität, die mit der Staatsanwaltschaft Einzug hält. Daß ihr die Bagatelle des angeblichen Widerstands gerade recht kam, um es den RAF-Frauen einmal wieder zu zeigen, macht die Unerbittlichkeit deutlich, mit der dieses Verfahren betrieben wurde. Es wegen Geringfügigkeit einzustellen, kam der Staatsanwaltschaft nicht in den Sinn, war es doch willkommener Anlaß, die bevorstehende Entlassung von Monika Berberich nach siebzehneinhalbjähriger Haft zu verhindern. Die eindringlichen Worte des Anklagevertreters, Berberich werde nach ihrer Entlassung wieder in den Untergrund gehen, weil sie sich nicht vom Gedankengut der RAF abgewendet habe, sind noch allzu deutlich im Ohr. Nachdem Berberich trotz Entlassung zum Prozeß kam und der Vorwurf des Widerstands zusammenfiel wie ein Kartenhaus, war auf einmal Humanität angesagt.Plutonia Plarre
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen