piwik no script img

Palme-Mord-Spuren: Iran, PKK und SÄPO

Palme-Mord-Spuren: Iran, PKK und SÄPO

Schon seit längerer Zeit war der Iran im Zusammenhang mit möglichen Hintergründen zum Palme-Mord genannt worden. Zwei „Mordmotive“ stehen zur Diskussion, Palmes Rolle als Vermittler im Golfkrieg und der auf aktives Eingreifen Palmes erfolgte Stop des Waffenschmuggels in den Iran.

Schon im November 1986 hatte der französische 'L'Express‘ berichtet, am siebten Jahrestag der iranischen Revolution sei die „Hinrichtung“ Palmes beschlossen worden. Quelle dieser Vermutung dürfte - ebenso wie bei den jetzigen „Privatermittlungen“ Ebbe Carlsson der in Frankreich lebende Ex-Präsident Banisadr sein. Eine sicherlich nicht unbedingt zuverlässige Quelle, hat er doch alles Interesse, die Ayathollahs anzuschwärzen.

Ein Jahr nach dem Palme-Mord griff die 'New York Times‘ die Spur auf: Die schwedische Regierung kenne die Zusammenhänge des Mordes, habe aber aus außenpolitischen Gründen kein Interesse an einer Aufklärung.

In einem Anfang des Jahres veröffentlichten Buch des Friedensforschers Henrik Westander über die Bofors-Geschäfte wird über rapide verschlechterte Beziehungen zwischen Schweden und dem Iran im Jahr 1985 spekuliert. Westander stellt sie in Zusammenhang mit einem Tip, den die CIA Ende 1985 von einem Waffenhändler erhalten haben soll, wonach ein dreiköpfiges iranisches Mordkommando auf dem Weg nach Skandinavien sei.

Soweit Details aus der offiziellen Fahndungsarbeit bekannt wurden, hat man die iranische Spur nicht ernsthaft verfolgt. Nun scheint sie, auf seltsame Weise mit der alten PKK-Spur zusammengekoppelt, in den Vordergrund zu rücken. Die PKK, die gleich nach dem Palme-Mord als mutmaßlicher „Täter“ diskutiert wurde, wird jetzt als verlängerter Arm des Iran verstanden. Beide Verdachtsvarianten konnten bisher nicht bewiesen werden.

Angesichts des Mißerfolges der Ermittlungsarbeit konnte es nicht ausbleiben, daß sich irgendwann der Verdacht auf die Sicherheitskräfte selbst richten mußte. Am gründlichsten wurde diese Theorie in einem vor drei Monaten erschienenen Buch von Sven Aner zusammengefaßt: „Polissparet“ („Die Polizeispur“).

Ungeklärte Fragen gibt es genug: Polizeiautos in der Umgebung des Mordplatzes, die in keinem Polizeibericht auftauchen; widersprüchliche Angaben über den Zeitpunkt der Alarmierung, rechtsradikale Polizeikreise, die offen den Tod Palmes gefeiert haben sollen.

Was der „Polizeispur“ fehlt, ist ein eigentliches Mordmotiv. Zwar gab es zwischen SÄPO und Palme, wie überhaupt den Sozialdemokraten, häufig Spannungen. Und die Sicherheitskräfte wußten am ehesten um Palmes Gewohnheiten, ein Wissen, das dem Mörder die Arbeit erleichtert hätte.

Die Fäden, die zur „Polizeispur“ führen sollen, konnten jedoch bislang noch nicht sinnvoll und überzeugend verknüpft werden. Dieses „Erklärungsmodell“ besteht vor allem aus offenen Fragen.Reinhard Wolff

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen