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Justizministerin stolpert über Privatfahnder

■ Schwedens Ministerpräsident gibt Rücktritt von Anna-Greta Leijon bekannt / Ministerin erklärt, sie habe lediglich einen Formfehler begangen / Immer neue Theorien auf der Suche nach dem Palme-

Justizministerin stolpert über Privatfahnder

Schwedens Ministerpräsident gibt Rücktritt von Anna-Greta

Leijon bekannt / Ministerin erklärt, sie habe lediglich

einen „Formfehler“ begangen / Immer neue Theorien auf der

Suche nach dem Palme-Mörder / Hinweise auf Verbindung zu

schwedischen Waffengeschäften

Aus Stockholm Rheinhard Wolff

Schwedens Justizministerin Anna-Greta Leijon ist gestern wegen der Kritik an ihrer Amtsführung im Mordfall Palme zurückgetreten. Dies gab Ministerpräsident Ingvar Carlsson am Dienstag Morgen auf einer Pressekonferenz in Stockholm bekannt. Die bürgerliche Opposition hatte den Rücktritt der Ministerin verlangt, weil Frau Leijon private Geheimermittlungen genehmigt hatte, um den Mord an Regierungschef Olof Palme im Februar 1986 aufzuklären. Am Montag hatten die Oppositionsparteien wegen der Affäre einen Mißtrauensantrag gegen Carlssons sozialdemokratische Minderheitsregierung angekündigt. Carlsson bedauerte das Ausscheiden von Frau Leijon. Die Ministerin habe ihren Entschluß gefaßt, als sie gesehen habe, daß die oppositionelle Mehrheit im Parlament gegen sie sei. Ihr Amtsvorgänger Stig Wickbom hatte auch wegen Streitigkeiten um die Palme-Ermittlungen sein Amt niedergelegt.

Frau Leijon erklärte bei ihrem Rücktritt, sie habe lediglich einen „Formfehler“ bei der Suche nach dem Mörder Palmes begangen. Sie hatte dem privaten Ermittler Ebbe Carlsson ein offizielles Empfehlungsschreiben ausgestellt. Ebbe Carlson vertritt bis heute die Theorie, das Khomeini -Regime in Teheran habe Kurden angeheuert, um Palme wegen dessen Kenntnis von dubiosen Waffengeschäften umzubringen.

Hatte es zunächst den Anschein, als habe die Ministerin eine von der Polizei vernachlässigte Spur, die zur PKK (kurdische Arbeiter-und Bauernpartei) und dem Iran führte, verfolgen lassen, gibt es mittlerweile Hinweise in eine andere Richtung. Zwar ist richtig, daß der „Privatfahnder“ die Kontakte zum iranischen Ex-Präsidenten Bani-Sadr pflegen und dadurch die Iran-Spur verfolgen sollte. Nach Informationen des schwedischen Rundfunks sollte bei den Ermittlungen Hinweisen aus britischen Geheimdienstkreisen nachgegangen werden. Der britische Geheimdienst hatte angeblich die schwedische Sicherheitspolizei SÄPO vor einem PKK-Mordkommando gewarnt - ohne Reaktion seitens der SÄPO. Ob an diesem Vorwurf, der angeblich auch von Sozialdemokraten und der Familie Palme erhoben wurde etwas dran war, sollte Carlsson überprüfen. Was diese auf den ersten Blick wilden Vermutungen nicht völlig haltlos erscheinen läßt, sind die vielen fragen, die eine über zweijährige Fahndungsarbeit nicht beseitigen konnte, sondern erst aufgeworfen hat (s.Kasten). Alle Mordtheorien führen über kurz oder lang zu den schwedischen Waffengeschäften.

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