: Rückenstärkung für die PLO
■ Arabische Staatschefs in Algier würdigen Palästinenseraufstand in den israelisch besetzten Gebieten / Hinter verschlossenen Türen wird über Möglichkeiten der Unterstützung beraten
Rückenstärkung für die PLO
Arabische Staatschefs in Algier würdigen
Palästinenseraufstand in den israelisch besetzten Gebieten / Hinter verschlossenen Türen wird über Möglichkeiten der
Unterstützung beraten
Von Beate Seel
Berlin (taz) - Der seit zehn Jahren bestbesuchte Gipfel der Arabischen Liga ist am Dienstag abend in Algier eröffnet worden. Bereits bei den Eröffnungsansprachen wurde deutlich, wie sehr das Treffen unter dem Vorzeichen des palästinensischen Aufstands in den israelisch besetzten Gebieten steht.
Der Gastgeber und algerische Präsident Chadli Benjedid bezeichnete den Aufstand als „historischen Wendepunkt auf dem langen Marsch der palästinensischen Sache“. Er sprach sich für eine internationale Nahost-Friedenskonferenz unter der Schirmherrschaft der UNO aus, an der die PLO als gleichberechtigter Partner teilnehmen müsse. Damit setzte er sich deutlich von den Vorstellungen von US-Außenminister George Shultz ab, der gerade vergeblich in der Region für seinen Nahost-Plan geworben hatte.
Auch der jordanische König Hussein würdigte den „heldenhaften Kampf“ des palästinensischen Volkes. Er bezeichnete den Aufstand als „den Weg zu Freiheit und Würde“ und verglich ihn mit dem Kampf der Algerier für ihre Unabhängigkeit von Frankreich. Die PLO erwähnte er in seiner allgemein gehaltenen Ansprache jedoch nicht.
Der jordanische Monarch hatte in den letzten Wochen mehrfach politische Abendessen während des islamischen Fastenmonats Ramadan dazu genutzt, seine gewandelte Position in der Palästinenserfrage darzulegen. Er betonte, daß Jordanien bei Verhandlungen über die Zukunft der besetzten Gebiete nicht für die Palästinenser sprechen wolle. Im Rahmen einer gemeinsamen jordanisch-palästinensischen Delegation werde er nur über die jordanische Angelegenheiten verhandeln. Damit hat Jordanien erstmals die Möglichkeit angedeutet, seinen Anspruch auf die benachbarte Westbank aufzugeben. Konkret bedeuten die Äußerungen des Königs, daß Jordanien mit Israel nur über kleinere Gebiete des eigenen Territoriums sprechen will, die 1967 von den israelischen Soldaten erobert wurden, während es Sache der PLO ist, die Zukunft der besetzten Gebiete auszuhandeln.
Nach der jordanischen Lesart der Dinge ist es dann freilich Sache der PLO, die volle Verantwortung zu tragen und beispielsweise künftig für die Gehälter der Lehrer in der Westbank selbst aufzukommen. Diese unverhüllte Drohung mit dem Entzug jordanischer Gelder ausgerechnet in der Situation des Aufstands hat für viele Palästinenser das Sündenregister König Husseins, dessen Ansehen in den besetzten Gebieten ständig gesunken ist, um einen weiteren Punkt verlängert.
Welche Formen die arabische Unterstützung für den Aufstand konkret annehmen soll, war denn auch nicht Gegenstand der enthusiastischen Eröffnungsreden. Diese Fragen werden seit gestern hinter verschlossenen Türen diskutiert. Angesichts der Lage in den besetzten Gebieten und des Hilfsappells der Untergrundführung des Aufstands kann man jedoch davon ausgehen, daß die arabischen Staatchefs der PLO den Rücken stärken werden.
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