: Gute Nacht, allerseits
■ Der Fußballstreit - eine PR-Show für Privatsender
K O M M E N T A R Gute Nacht, allerseits
Der Fußballstreit - eine PR-Show für Privatsender
Hurra, es ist geschafft: Gorbi Faßbender und Ronald Lahnstein haben sich auf dem Neuberger-Gipfel doch noch geeinigt. Auf Mittelstrecke gesehen bleibt uns das rollende Glück erhalten, und die Verschrottungspläne der Sportschau sind vom Verhandlungstisch. ARD und ZDF dürfen weiter Fußball senden, und die gesamtdeutsche Angst von Aachen bis Frankfurt/Oder klingt ab.
Wie beruhigend: alles bleibt - vorerst - wie es immer war. Änderungen vertrauter Gewohnheiten sind nicht nötig, kein Zittern mehr vor dem revolutionären Blackout - das ist Balsam gerade für die deutsche Mentalität. Daß die Anfangszeit der Sportschau-Kicks auf 18.20 Uhr verschoben wurde, ist zu verschmerzen (den aus dem Stadion Eilenden wird's sogar freuen), und wenn der runde Spaß jetzt mit 25,5 Millionen Mark halt ein paar Millionen mehr kostet als bisher - die Anstalten haben's ja, sagt der Fan, schließlich wird alles teurer.
Hat sich wirklich nichts geändert? Bis zur Unerträglichkeit seiberten wochenlang und flächendeckend zahllose selbsternannte Fachleute, mal drohend, mal beleidigt, mal empört herum. Buhmänner waren die geldgierigen Clubs und der allmächtige DFB, aber das wirkliche Thema haben alle verpennt. Der „Poker des Jahres“ (WDR) war die große Propaganda-Schau für diese „privaten Anbieter“. Die Bertelsmänner werden sich jedesmal schlapp gelacht haben, wie die Medien sie mit jedem Kommentar ins Bewußtsein aller eingebrannt haben. Ufa, RTL plus, Sat - die Außenseiterkürzel sind jetzt wohlbekannt und schon ist die Nachfrage nach Kabelanschlüssen gestiegen. Aus wohlinszeniertem Kalkül wurde der Rechte-Verkauf an die Ufa schon Monate vorher an die große Glocke gehängt, um die Reaktionen auszutesten und damit für 1989 gerüstet zu sein. Fußball muß wie Theater sein: Nächstes Jahr, wenn's wirklich drauf ankommt, ist die Öffentlichkeit das Thema leid, oder sie hat sich schon präventiv verkabeln lassen.Bernd Müllender
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