: Fahrlässige Toxikologen
Fahrlässige Toxikologen
Kiel (taz) - Schwere Vorwürfe erheben Wissenschaftler der Universität Kiel gegen das bislang CDU-geführte Sozialministerium von Schleswig-Holstein. Die „Untersuchungsstelle für Umwelttoxikologie“, die dem Ministerium untersteht, soll die Muttermilch schleswig -holsteinischer Frauen nach fragwürdigen Kriterien bewertet haben.
So sei die Schadstoffgruppe der Dibenzodioxine/Dibenzofurane vom Leiter der Untersuchungsstelle, Dr. Birger Heinzow, gar nicht erst analysiert worden, obwohl im Umweltgutachten der Bundesregierung ausdrücklich auf deren besondere Gefährlichkeit hingewiesen wurde.
Wie die Wochenzeitung 'Die Zeit‘ in ihrer heute erscheinenden Ausgabe berichtet, liegt zudem ein hundertseitiger „Muttermilch-Bericht“ seit Juli letzten Jahres im Sozialministerium auf Eis. Eine Veröffentlichung sei mit immer neuen Begründungen verschoben worden.
Im Ministerium des neuen Justizministers Günther Jansen (SPD) soll noch in dieser Woche Über die Veröffentlichung dieses Berichts entschieden werden. Heftige Kritik an der Arbeit der Untersuchungsstelle äußern auch BürgerInnen aus Barsbüttel (Kreis Stormarn), die an einer ehemaligen Mülldeponie wohnen. Die Untersuchungsstelle soll prüfen, ob von der Deponie gesundheitliche Gefahren ausgehen. Die AnwohnerInnen werfen ihr aber vor, sie beschränke ihre Prüfung auf Schadstoffe, die aus der Deponie überhaupt nicht entweichen können. Jürgen Oetting
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