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Miteinander-betr.: "Grüne verschwinden im Betonsarg", taz vom 3.6.88

Miteinander

betr.: „Grüne verschwinden im Betonsarg“, taz vom 3.6.88

Der Wald stirbt weiter, die Nordsee ist im Sterben begriffen, die Kommissare und Funktionäre der EG hecken neue landwirtschaftliche Sauereien aus und - die Grünen, das heißt der Bundesvorstand und die Bundestagsfraktion sowie die Strategen beider Flügel oder was immer das auch sein mögen, streiten über den Stein der Weisen! Es gibt ihn nicht mehr, den politischen Gegner, der für die oben genannten Bedrohungen verantwortlich ist, sondern es gibt die Gegner nur noch innerhalb der Grünen selbst. (...) Sollten diese Strategen wider alle Vernunft nicht endlich das Wesentliche an Inhalten der grünen Partei aufgreifen, dann ist es zu verstehen, wenn immer mehr Menschen diesem Hoffnungsträger „Die Grünen“ den Rücken kehren und den sich abzeichnenden ökologischen Katastrophen alleine, ohne parlamentarischem Sprachrohr, stellen - oder resignieren!

Ich fordere die Parteibasis der Grünen auf, dem „Flügel„treiben endlich Einhalt zu gebieten, damit wir zur Ursächlichkeit einer grünen Partei zurückgelangen und nicht im Betonsarg enden! Hans-J. Klamma, Breckerfeld

(...) Eine ganze Zeit lang haben grüne Gruppen gut gearbeitet und ein annehmbares Konsensprinzip (Partizipation) befolgt und auch ausgehalten. Sollen nun diese gemeinsamen Erlebnisse und Erfahrungen allesamt nichts mehr zählen? Soll nur noch Wirkung zeigen, welche Persönlichkeiten von der „Basis“ am meisten unterstützt werden, und welche nicht? Das wäre nicht das, was uns auszeichnet. Natürlich gehört eine Menge Frust dazu und ein wenig Erfolglosigkeit, um so weit zu kommen wie wir. Doch darf uns das nicht daran hindern, von der Pflege der einzelnen Egos wieder wegzukommen, um uns erneut der gemeinsamen Aufgabe zuzuwenden. Und zwar miteinander.

(...) Ich finde, die Grünen müssen wieder anfangen, sich selbst zu genügen. Und wen in uns Profilneurosen plagen, wer sich in ideologischen Träumen verfängt, wem der Formalkram grad so um die Ohren fliegt, der muß wieder lernen, sich mit anderen (einfachen?) Freunden und Mitgliedern der Grünen abzugeben und auszutauschen. Den allgegenwärtigen Reiz der (Selbst-)Heiligkeit und Egozentrik jedoch lassen wir lieber dort, wo er am besten aufgehoben ist: Bei der konservativen Mehrheit in diesem unserem Staat. Richard Detzer, München 40

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