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Gomez-Entführung spitzt sich zu

■ Vermutlich hat der linksnationalistische M-19 den konservativen Spitzenpolitiker entführt, um Verhandlungen mit der Regierung zu erzwingen / Die Entführung könnte sich lange hinziehen

Gomez-Entführung spitzt sich zu

Vermutlich hat der linksnationalistische M-19 den

konservativen Spitzenpolitiker entführt, um Verhandlungen

mit der Regierung zu erzwingen / Die Entführung könnte sich lange hinziehen

Aus Bogota Martin Castel

Alvaro Gomez, der am 29. Mai in Bogota entführte Spitzenpolitiker der Konservativen Partei Kolumbiens, befindet sich in der Hand der linksnationalistischen Guerilla-Bewegung M-19. Dies bestätigte am Mittwoch der taz gegenüber ein Mitglied der Untergrundorganisation. Die kolumbianische Regierung hatte schon am Dienstag abend den Verdacht geäußert, daß Gomez vom M-19 entführt worden sei. Auch die Angehörigen des Politikers, der als prominentester Hardliner Kolumbiens gilt, erhielten eine Nachricht, nach der allerdings eine „Gruppe von Kolumbianern für die Rettung der Nation“ die Verantwortung für die Entführung übernahm. Der Informant der taz erklärte, daß es sich dabei um einen Decknamen der M-19 handele. Gomez sei wohlauf, ein offizielles Kommunique der Guerillaführung stehe bevor, sagte er weiter.

Anscheinend will der M-19 mit der Entführung den Forderungen nach einer Beendigung des „schmutzigen Krieges“ Nachdruck verleihen und Verhandlungen mit der Regierung erzwingen. Diese könnten sich monatelang hinziehen, warnte das Mitglied der M-19 im Gespräch mit der taz. Die Entführung sei mit den anderen Guerilla-Bewegungen, die mit dem M-19 im Dachverband „Guerilla-Koordination Simon Bolivar“ (CGSB) verbündet sind, nicht abgestimmt worden.

So erklärt sich, daß die kommunistische Guerilla, die FARC, wenige Tage nach der Entführung diese scharf verurteilte und die sofortige Freilassung von Gomez forderte. Auch die CGSB, der auch die FARC angehört, hatte bereits am Freitag bestritten, an der Aktion beteiligt zu sein. Im November 1985 hatte der M-19 den Justizpalast in Bogota besetzt, um öffentliche Verhandlungen mit dem damaligen Präsidenten Belisario Betancur zu erzwingen. Die Regierung ließ sich auf keinen Dialog ein und ließ den Justizpalast stürmen. Zurück blieben an die hundert Tote, unter ihnen elf der obersten Richter des Landes. Für den M-19 bedeutete die Erstürmung eine politische Niederlage. Innerhalb der Guerilla, deren wichtigsten Führer zudem von Todesschwadronen gekillt wurden, setzten sich diejenigen durch, die nur auf den militärischen Weg setzten. So ist möglicherweise die Entführung von Gomez der Auftakt zum „Krieg gegen die Oligarchie“, den die M-19 Anfang 1988 angekündigt hatte. „Gomez zu entführen“, warnt jedoch ein Linksintellektueller, „heißt, zwei Millionen konservative Wähler auf sich zu hetzen“.

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