piwik no script img

Dürftig -betr.: Serie "1968 - Die Revolution", taz vom 11.4. / 25.5.88

Dürftig

betr.: Serie „1968 Die Revolution“, taz vom 11.4./25.5.88

Der gegebene Rückblick erreicht nicht den Wert, der den Namen Analyse verdient. Das will vielleicht auch nicht geleistet werden. Aber es ist gemessen am Anspruch der 68er dürftig und bildet im Moment geistige Dürftigkeit der Reflexion ab.

Ein Autor über den Krieg in Vietnam, der damals hier in den Köpfen stattfand, kann nur jammern, die RAF sei das wahre Opfer der Bewegung. Sie habe die Projektion so am Leib erfahren, daß das in Militanz umgeschlagen sei. Es sei heute an der Zeit, eine Amnestie für diese Personen (Opfer, Verführte, Irregeleitete?) zu erlassen. So Dinge zu verhandeln, heißt ignorant zu bleiben. Eine Analyse müßte die Hochkonjunktur, den leergefegten Arbeitsmarkt, die Verwertungsschwierigkeiten des Kapitals, die dem öffentlichen Blick noch verborgene Umweltzerstörung benennen und fragen, was da alles hinter dem Rücken dieser „kritischen Kritiker“ alles geschehen ist.

68 war ein Fest der Kommunikation, das sagt Cohn-Bendit richtig in einem Interview. - Viel interessanter ist es, zu fragen, wie es dazu kam, kommen konnte, vielleicht kommen mußte. Der weltweite Aspekt ist zu sehen, wie der nationale. Die Pschologie ist zu bemühen, der Aufschwung der Soziologie in diesen Tagen und die oft durchgesetzten Forderungen der Zeit (Bildungsexplosion, Mitbestimmungen, Staatsbegriff) sind in ihrer Wirkung zu prüfen. - Auch die ethische Athletik der Jahre bedarf eines Codes, der hinter den Aussagen und Parolen die Metasprache aufdeckt.

Auch das konstant, „standhaft“ oder penetrant Übersehene wie Umweltzerstörung, Heimat, wirtschaftliche Realismen braucht den kritischen Blick.

Analyse und Sittlichkeit sollten, das als Vorschlag, nicht ein Gemengelage bilden, wenn nachgedacht wird. (...) A.Krebs -Gehlen, Frankfurt/M.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen