"Marksismus"

■ 40 Jahre Deutsche Mark

„Marksismus“

40 Jahre Deutsche Mark

In der Frankfurter Alten Oper lief am Sonntag vor geladenen Gästen eine Geschichtsklitterungsshow erster Ordnung ab. Mit dem Bundeskanzler an der Spitze verklärten die Protagonisten der von Mozartklängen umrahmten Festveranstaltung zum 40. Jahrestag der Währungsreform das historische Ereignis der Einführung der Deutschen Mark zum Tag der „Neugeburt der Nation“. Das Kanzlerwort von der „Gnade der späten Geburt“ fand seine Ergänzung in dem Rudiment von der Gnade der neuen Währung. Franz-Josef Strauß sprach denn auch die versammelten Wirtschaftsführer frei von jeder Mitschuld am Aufstieg des Nationalsozialismus.

An der Legende, daß am Tag der Währungsreform alle Deutschen „gleich“ gewesen seien, traute sich nur der Sozialdemokrat Vogel sanft zu kratzen. Die Währungsreform tastete weder das Kapital- noch das Grundvermögen an, so daß die Großindustriellen der ein Jahr später gegründeten Republik ihre Besitzstände aus der Zeit, als sie noch das Braunhemd trugen, bequem in die „neue Zeit“ hinüberretten konnten.

Daß diese Währungsreform auch die Teilung Deutschlands zementierte, wurde beim Festakt nur am Rande erwähnt. Nur Tage nach der Einführung der Deutschen Mark blockierten die Sowjets Berlin und in der damaligen „Ostzone“ wurde eine andere Währung etabliert. Die Geschichtsklitterung von Frankfurt ist ein unerträglicher Versuch deutscher Politiker und Wirtschaftsführer, der eigenen Geschichte den Rücken zu kehren.Klaus-Peter Klingelschmitt