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Genfer Abkommen ohne Wirt gemacht

■ Gorbatschow droht Pakistan mit Vergeltung / Kämpfe um Khandahar / Führungswechsel in Rebellen-Allianz

Genfer Abkommen ohne Wirt gemacht

Gorbatschow droht Pakistan mit Vergeltung / Kämpfe um

Khandahar / Führungswechsel in Rebellen-Allianz

Peshawar/Moskau (rtr/ap/afp) - In das Tauziehen um den Truppenabzug aus Afghanistan hat sich am Montag erstmals der sowjetische Parteichef selbst eingeschaltet. In einem gemeinsamen Kommunique mit dem afghanischen Staats- und Parteichef Nadjibullah hat Michail Gorbatschow „entschlossene Vergeltungsmaßnahmen“ angedroht, falls Pakistan ungeachtet des Genfer-Abkommens, weiterhin die Moslemguerillas unterstütze.

Die Übergangsregierung General Zia-ul-Haqs in Pakistan nimmt es mit dem Genfer Abkommen offenbar nicht mehr so genau. Zia, der ohne Umschweife für einen Sturz der Moskau -treuen Regierung von Nadjibullah in Kabul eintritt, befürwortet einen „befreundeten islamischen Staat“ jenseits der Grenze und ist offenbar redlich bemüht, diesem auf die Sprünge zu helfen. Westliche Geheimdienste beobachten schon länger, wie pakistanische „Berater“ den eiligen Transport ganzer Waffenlager der Mudjhahedin aus dem pakistanischen Exil nach Afghanistan begleiten.

Vor der UNO-Abrüstungskonferenz wies der pakistanische UNO -Botschafter S.Shah Nawaz Vorwürfe zurück, sein Land leiste den afghanischen Aufständischen weiter Waffenhilfe. Solche Behauptungen seien nur ein Versuch des Regimes in Kabul, „den Schutzschirm ausländischer Truppen zu behalten“.

Demgegenüber erklärte UNO-Vize-Generalsekretär Cordovez, der sowjetische Truppenabzug aus Afghanistan gehe schneller voran als geplant und kritisierte die „Propheten des Unglücks“, die die Genfer Vereinbarungen über den Truppenabzug und die Fähigkeit der UNO, diesen zu überwachen bezweifelten.

Tatsächlich liegen in Pakistan Berichte vor, wonach sowjetische Truppen in bereits geräumte strategisch wichtige Städte Ostafghanistans zurückgekehrt seien. Nach Angaben afghanischer Rebellen sind sowjetische Truppen in die Stadt Dschalalabad geflogen worden, die die Rote Armee im Mai als erste Stadt geräumt hatte. Auch in Khandahar, der zweitgrößten Stadt Afghanistans, scheint sich der Truppenabzug zu verzögern. Seit Wochen toben dort heftige Kämpfe zwischen Mudjahedin und den von der Roten Armee unterstützten Kabuler Regierungstruppen. In Peshawar hat unterdessen Syed Ahmad Gailani den Vorsitzenden der Rebellen -Allianz Gulbuddin Hekmatyar abgelöst. Gailani gilt eher als gemäßigt. Er tritt für die Rückkehr des afghanischen Königs aus dem Exil und eine Koalitionsregierung in Kabul unter dessen Präsidentschaft ein.

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