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Randale bei Fußballgipfel

■ Deutsche Fußballfans provozierten Massenschlägereien - Engländer hielten dagegen / Fast 180 Festnahmen England diskutiert Rückzug von Euro 88 / Rückkehr der Engländer zu europäischen Wettbewerben fraglich

Randale bei Fußballgipfel

Deutsche Fußballfans provozierten Massenschlägereien

Engländer hielten dagegen / Fast 180 Festnahmen England

diskutiert Rückzug von Euro 88 / Rückkehr der Engländer zu europäischen Wettbewerben fraglich

Von Walter Jacobs

Düsseldorf (taz/ap) - In der Düsseldorfer Innenstadt setzten sich am Mittwoch bis zum Anpfiff des Spiels Holland gegen England die Randale und Schlägereien, die in der Nacht auf Mittwoch bishin zu regelrechten Straßenschlachten eskaliert waren, zwischen den Fan-Gruppen aus Englang, Holland und Deutschland auf kleinerer Flamme fort. Das Konzept der Polizei, die Fan-Gruppen strikt zu trennen und separat in das Rheinstadion zu geleiten, ging dabei weitgehend auf. Dennoch wurden bis zum Spielbeginn etwa 50 Personen, vorwiegend Engländer, festgenommen. In der Nacht zu Mittwoch hatte die Polizei 95 Engländer und 35 Deutsche in „Gewahrsam“ genommen. Gegen vier vor ihnen wurde Haftbefehl erlassen. Die Randale am Dienstagabend war nach Augenzeugen von deutschen Fans entfacht worden. Etwas 150 Fans, vornehmlich Mitglieder der sogenannten „Gelsenscene“ waren nach dem Spiel Deutschland gegen Dänemark zum Düsseldorfer Hauptbahnhof gefahren und lieferten sich dort eine Schlacht mit englischen Fans. Augenzeugen berichteten, die Deutschen hätten sich noch auf dem Bahnsteig mit Steinen bewaffnet und seien dann in die Halle gestürmt. Dort gingen dann Fenster, Türen und Glasvitrinen zu Bruch. Vom Bahnhof verlagerte sich die Randale später in die Altstadt. Dort wurden Fensterscheiben und Kneipenmobiliar zertrümmert. Gegen 3 Uhr herrschte wieder Ruhe. Die Menschen in der Düsseldorfer Altstadt befürchteten für den Mittwochabend das schlimmste. „Wir haben Angst“, hieß es immer wieder Fortsetzung Seite 2

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bei den Bewohnern. Etwa zwei Drittel der Wirte wollen ihre Kneipen in der Altstadt erst gar nicht öffnen. Die Behörden haben zudem die Sperrstunde auf 1 Uhr vorverlegt und verfügt, daß Getränke im Freien nun in Pappbechern ausgeschenkt werden dürfen.

Die deutsche Polizei, unterstützt von britischen und holländischen Kollegen, eskortierte die per Bahn angereisten holländischen Fans über die Altstadt zum Stadion, während die problematischen englischen Fantrupps vom Bahnhofsbereich direkt zum Stadion verfrachtet wurden. Der ganze Stadionbereich war strikt in orange für die Holländer und blau für die Engländer unterteilt. Dennoch gelang es einer Gruppe von jungen Holländern einen britischen Parkplatz zu stürmen. Autoreifen wurden zerstochen, Fensterscheiben eingeworfen und ganze Fahrzeugkolonnen beschädigt. Die meisten Fans zogen jedoch gut gelaunt durch die Straßen. Sobald jedoch kleinere Gruppen der Gewaltszene in den jeweils anderen Bereich durchsickerten, gab es Schlägereien. Die Briten agierten dabei, wie ein britischer Kollege berichtete, mit sogenannten „Spotters“, die, Kradmeldern gleich die „feindlichen Reihen“ beobachteten und nach Schwachpunkten ausspähten.

Bundesdeutsche Behörden reagierten auf die Vorfälle von Düsseldorf mit der Ankündigung scharfer Polizeimaßnahmen. 2.500 Polizeibeamte mit Unterstützung des Bundesgrenzschutzes sollen nach den Worten des bayerischen Innenministers Lang am Freitag beim Spiel Bundesrepublik gegen Spanien in München eingesetzt werden, beim Finale am 25. Juni sollen es sogar 3.500 sein. Lückenlose Videoüberwachung, Polizeireiter, Polizeihundeführer und der Einsatz sogenannten „Unterstützungskommandos“ ist vorgesehen.

In England sorgten die Düsseldorfer Krawalle für heftige Reaktionen und eine neue Diskussion über die Beteiligung englischer Mannschaften an den europäischen Fußballwettbewerben, von denen sie nach den Ereignissen von Brüssel, als Ausschreitungen beim Europacupendspiel 39 Menschenleben forderten, ausgeschlossen worden waren.

„Großbritannien wird weltweit als wenig mehr denn ein Zoo gefährlicher Tiere betrachtet, die auf unschuldige Einwohner ausländischer Städte losgelassen werden, schrieb die 'Times‘ am Mittwoch. Politiker aller Parteien forderten den sofortigen Rückzug der englischen Mannschaft von der laufenden Europameisterschaft.

Heute vormittag trifft sich Premierministerin Thatcher mit führenden Regierungsmitgliedern zu einem „Fußballgipfel“, bei dem Sportminister Colin Moynihan über die Lage berichten soll. Moynihan hatte bereits am Dienstag vor einer Wiederzulassung der englischen Teams zu den europäischen Pokalwettbewerben gewarnt. Der Generalsekretär des Europäischen Fußballverbandes, Bangerter, machte unterdessen deutlich, daß eine Rückkehr der Engländer in den europäischen Vereinsfußball ausgeschlossen scheint: „Die Art, wie sich die Fans verhalten, macht das für mich unmöglich“. Bestürzung auch bei den englischen Spielern: „Ich bin maßlos enttäuscht“, erklärte WM-Torschützenkönig Gary Lineker.

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