Geh'n wa mal rein?

■ Die Punkbands „Boskops“, „K.G.B“ und „Toxic Reason“ im Schlachthof: Je später die Nacht, desto quirler der Mief

Was arrivierten Musikgruppen manchmal gut und teuer erscheint, ist Punkbands erst recht lieb und billig. Warum vor 11 Uhr nachts anfangen, wenn Alkoholpegel und Zuschauerstrom ohnehin noch nicht die richtige Atmosphäre garantieren? Als die BOSKOPS ihren Set begannen, trauten sich wenigstens ein paar Leute in den schwülen Magazinkeller des Schlachthofs. Vor der Tür und in der Kneipe im Turm waren sicherlich ebenso viele.

Die fünf Musiker aus Hannover spielten Punk der frühen Jahre mit Öko-Texten. Vor der Bühne gerieten einige in heftige Bewegung, zweifelsohne ein Verdienst des hart und trocken drauflosspielenden Drummers. Doch nach einiger Zeit wurde die Gruppe der draußen Wartenden durch viele aus dem Keller Strömenden wieder vergrößert; auch unter Punx gibts halt eine Hierarchie, und die ist schließlich auch oft auf den Haupt-Act ausgerichtet.

Bei K.G.B. aus Tübingen wurden es dann schon mehr im Magazingewölbe. Die stehende Luft wurde wärmer und dichter. Wieder waren eine ganze Menge vor der Bühne am Rocken. Die Band war eigentlich die langhaarige Version der ersten Gruppe, ein wenig metal-verhaftet, wie es schien, aber sonst schnell, hart und laut. Wem es nicht gefiel, der konnte zurück zu sanften Rauschmitteln oder Bier („In der Kneipe gegenüber gibt's Kanzlei-Pils für einssiebzig“. „Hasse nich'n Schluck Bier für mich?“. Schepper. Bierdose platt. „Hasse noch

'ne Maaak? “ „Kommst mit 'rein zu KGB?“ „Nö, komm‘ grad‘ 'raus“. „Bis gleich“.

Irgendwann zwischen zwölf und eins standen dann Menschenmassen vor dem Kellereingang. Viele wollten ohne Eintrittsstempel die Headliner Toxic Reason sehen.

Spät genug für eine Öffnung der Kasse war es ja. Doch nichts zu machen. Unten heizte Fefo, der Sänger, die Saunastimmung weiter an. Es war brechend voll, aber die Leute sollten gefälligst nicht so rumstehen. „Slam!“ Fefo verwies noch einmal kurz auf die zehnjährige Tradition der Kampftruppe, und schon ging's ultraschnell zur Sache. Keine Atempause, zum Luftholen war ohnehin fast keine mehr da.

Eigentlich wollten Toxic Reason nach drei Kellergigs mal oben in der Kesselhalle lostoben. „Aber ihr tretet da alles zu Matsch, darum spielen wir wieder hier unten.“

Der halbe Keller quirlte den Mief durcheinander, eine ganze Menge Leute waren in Bewegung. Die Seitentür wurde aufgemacht, und noch mehr Menschen drängten sich in den Raum. Bruce Stuckey (g.'voc.), J.J.Pearson (dr., voc) und besonders Tufty (b'voc.) legten sich ins Zeug bis zur Erschöpfung. Die ausrastende Meute machte es ihnen nach.

Gegen zwei Uhr nachts waren der Kopf voll und die Beine schwer. „Komms‘ noch mit inne Kneipe?“ „Ich will ins Bett!“.

Cool J.F.