: Atomares Verwirrspiel
■ Österreichisch-bayerische Atomtransporte
Obwohl auf der Jahrestagung Kerntechnik von „neuer Offenheit“ die Rede war, scheint sich das nicht bei allen Atommafiosi und schon gar nicht bis ins Bonner Umweltministerium rumgesprochen zu haben. Das jedenfalls lassen die Antworten vermuten, die die grüne Bundestagsabgeordnete Halo Saibold auf ihre Fragen nach Atomtransporten vom österreichischen Zwentendorf nach Karlstein in Bayern bekam. Der parlamentarische Staatssekretär Wolfgang Gröbl (CSU) aus dem Bonner Umweltministerium behauptete Mitte Mai dieses Jahres, über Atomtransporte vom im Betrieb gegangenen österreichischen AKW Zwentendorf bei Wien nach Karlstein in Bayern habe „die Bundesregierung keine Kenntnis“. Gleichzeitig räumte er ein, daß seit Mai vergangenen Jahres sehr wohl „aus dem nicht in Betrieb genommenen Gemeinschaftskernkraftwerk Tullnerfeld in Österreich die Siedewasser-Brennelemente nach Karlstein in der Bundesrepublik transportiert werden“. Zehn solcher Transporte habe die RBU durchgeführt.
Nun ist jedoch das öminöse AKW „Tullnerfeld“ nur ein anderer Name für das AKW Zwentendorf. Handelt es sich beim Herrn Staatssekretär um einen feinsinnigen Linguisten, oder wollte er die Grüne auf bayerisch hinterfotzige Weise aufs Glatteis führen? Fest steht, daß seine Zahlenangaben nicht stimmen. Denn das Landratsamt Passau wußte, daß bereits bis April 30 Transporte am bayerisch-österreichischen Grenzübergang abgefertigt wurden.
lui
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen