: Kohl war schon 1984 informiert
■ Vor dem Untersuchungsausschuß über U-Boot-Pläne für Südafrika sagte überraschend Kanzleramtsminister Schäuble aus / Strauß-Briefe werden dem Kanzler immer sofort vorgelegt
Bonn (dpa) - Kanzleramtsminister Schäuble hat am Donnerstag überraschend vor dem U-Boot-Untersuchungsausschuß über seine Kenntnisse im Zusammenhang mit einem Brief des CSU -Vorsitzenden Strauß an Bundeskanzler Helmut Kohl berichtet. Danach ist davon auszugehen, daß Kohl bereits im August 1984 durch diesen Brief über einen Vertrag zur Lieferung von U -Boot-Bauplänen bundesdeutscher Firmen nach Südafrika informiert war.
Der Kanzler hatte dagegen als Zeuge vor dem Ausschuß erklärt, erst 1985 von Schäuble von dem Vertrag erfahren zu haben. Wie Schäuble nach Berichten von Teilnehmern in der nichtöffentlichen Sitzung sagte, wird Kohl von Strauß -Briefen stets persönlich unterrichtet, auch im Urlaub. Einem Vermerk zufolge verfügte Kohl die weitere Bearbeitung durch seinen Berater Horst Teltschik. Dieser ließ das Originalschreiben offenbar nach Ende der Beweisaufnahme des ersten Untersuchungsausschusses Ende 1986 vernichten.
Aufgrund des jetzt gefundenen Vermerks sei anzunehmen, daß der Brief am 31. Juli 1984 geschrieben wurde, sagte Schäuble. Das Datum spielt eine Rolle, weil der damalige Kanzleramtschef Schreckenberger nach Aufzeichnungen der Lieferfirmen in Kiel und Lübeck an diesem Tage telefonisch im Auftrag von Kohl und Strauß Zustimmung zu dem genehmigungspflichtigen Südafrika-Geschäft signalisiert haben soll. Schreckenberger hat dies bestritten. Da nach Auskunft Schäubles von Strauß-Briefen in der Regel vorab eine Tele-Kopie im Kanzleramt eintrifft, könnte Schreckenberger den Inhalt bei seinem Telefonat gekannt haben.
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