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Der Ausschuß

Ende November 1986 haben die 'Kieler Nachrichten‘ zum erstenmal berichtet, daß die Firmen Howaldtswerke Deutsche Werft AG (HdW) und das Ingenieurkontor Lübeck (IKL) Konstruktionsunterlagen für den Bau von vier U-Booten nach Südafrika geliefert haben. Kurze Zeit später wurde im Bundestag der U-Boot-Untersuchungsausschuß eingesetzt. Er soll herausfinden, unter welchen Umständen die Blaupausen nach Südafrika gingen, ob auch fertige U-Boot-Teile geliefert wurden. Und er soll vor allem die Frage klären, „in welcher Weise“ Mitglieder der Regierung mit dem Geschäft „befaßt“ waren.

In den Firmen-Akten lief das Projekt zuletzt unter dem Namen „IK97“. Im Gespräch waren immer verschiedene Varianten: Mit der „kleinen Lösung“ sind Blaupausen und Lizenzen in einem Umfang von 116 Millionen Mark gemeint. Die „mittlere Lösung“ umfaßte zusätzlich die Ausfuhr von U-Boot -Teilen zum Preis von 307 Millionen Mark. Die „große Lösung“ - Lieferung fertiger U-Boote - wurde bei den Lobby -Gesprächen in Bonn schon frühzeitig verworfen. Dennoch wechselten zwischen dem 10.Oktober 1984 und dem 19.Juni 85 gut zwei Dutzend Konstruktionsunterlagen per Diplomatengepäck den Besitzer. Und vieles spricht dafür, daß nicht nur ein Vertrag über die „kleine Lösung“ existiert, sondern ein zweites Vertragswerk über die „mittlere Lösung“ abgeschlossen wurde. Im U-Boot-Ausschuß erhofft man sich größere Klarheit, wenn die Firmen die Akten endlich vollständig herausgegeben haben. Die Herausgabe der Akten versucht der Ausschuß per Gericht zu erzwingen; das Beschlagnahme-Verfahren ist jedoch noch nicht abgeschlossen.

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