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Kollaps droht

■ Der geplatzte Verkauf der Volksfürsorge

Der geplatzte Verkauf der Volksfürsorge an die DG-Bank signalisiert höchste Gefahr. Nicht für die Beschäftigten der gewerkschaftseigenen Versicherungsgesellschaft. Die werden weitgehend ihre Mitbestimmungsrechte und ihre übertariflichen Gehaltsanteile behalten. Die Gefahr droht der gewerkschaftlichen Finanzkraft, oder deutlicher: den Streikkassen.

Es ist ein offenes Geheimnis, daß die BGAG die Volksfürsorge verkaufen muß, um die Finanzierungsabgründe aus der Abwicklung des Neue-Heimat-Skandals zu überbrücken. Schon im Zusammenhang mit dem skurrilen Verkauf der Neuen Heimat an den Berliner Brotfabrikanten Horst Schießer versuchten die Gewerkschaften mit allen Mitteln zu verhindern, daß die Milliarden-Schulden der NH im Konkursfall zu ihren Lasten gingen. Das ist nicht gelungen: die Gewerkschaften, das heißt die BGAG, mußten die volle finanzielle Verantwortung für das NH-Desaster tragen. Jetzt droht der Kollaps.

Niemand weiß, wieviel Gewerkschaftsgelder über die 650 Millionen Mark Stammkapital hinaus noch in der BGAG stecken. Die gewerkschaftlichen Schatzmeister gehören für gewöhnlich zu den verschwiegensten Gesellen im Land. Das hat seinen guten politischen Grund, denn kostspielige Streikaktionen sind nur dann für die Unternehmer unkalkulierbar, wenn sie über die Höhe der gewerkschaftlichen Streikrücklagen nichts wissen. Gleichzeitig aber geht diese Verschwiegenheit häufig mit fehlender innerorganisatorischer Transparenz einher. Das wird jetzt der Spekulation Tür und Tor öffnen. Klar ist nur, daß es ab jetzt für die Gewerkschaften um die Substanz geht.

Martin Kempe

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