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El Salvadors Armee vor einem Machtwechsel

Die Pensionierung von Generalstabschef Blandon ist nur noch eine Frage der Zeit / Jüngere Offiziere, die der rechtsextremen ARENA nahestehen, drängen in die Kommandoposten / Drei Tage ohne Strom nach einem Anschlag der Guerilla  ■  Aus San Salvador Ralf Leonhard

Generalstabschef Blandon warnte Mitte Juni vor einem Putsch. Die rechtsextreme ARENA wolle den demokratischen Prozeß über den Haufen werfen. Für andere hohe Militärs handelt es sich bei den bevorstehenden Umbesetzungen um eine Routineangelegenheit. Sicher ist, daß innerhalb der salvadorianischen Armee die größten Personalrochaden seit fünf Jahren bevorstehen, die durchaus Konsequenzen für den Stil der Kriegführung haben könnten. Allgemein wird erwartet, daß der ehrgeizige 35. Jahrgang der Militärakademie, der mehrheitlich mit der ARENA sympathisiert, in Schlüsselposten aufrückt. Prominentestes Opfer dürfte General Blandon sein, der nach über 30 Jahren im aktiven Dienst sowieso schon fällig für die Pensionierung ist.

Die 55.000 Mann starken Streitkräfte El Salvadors lassen sich von den Zivilisten ungern am Zeug flicken. Sie sind der Meinung, daß sie den Krieg gegen die Guerilla nur deswegen noch nicht gewonnen haben, weil die Regierung auf dem politischen Terrain die militärischen Erfolge verspielt. Verteidigungsminister Vides Casanova und eine Reihe weiterer führender Offiziere sind schon seit 1983 im Amt. Die unüblich lange Amtszeit der hohen Offiziere, denen ein enges Verhältnis zu den regierenden Christdemokraten nachgesagt wird, erklärt sich aus der Notwendigkeit, den Streitkräften während einer schwierigen Übergangsphase die notwendige Kontinuität zu verschaffen. Wenn es jetzt eine Ablösung gibt, so wird sie zwangsläufig größere Ausmaße annehmen.

Die meisten Militärexperten weisen aber den Ausdruck Putsch zurück. „Daß es in Zentralamerika Gruppen gibt, die gern putschen, ist nichts Neues“, erklärte Rodolfo Castillo Claramount, der die Amtsgeschäfte führt, solange Präsident Duarte zur Krebsbehandlung in den USA weilt. Er hält aber einen Staatsstreich für unwahrscheinlich und wenig opportun. „Wahrscheinlich werden einige gehen müssen, die den USA nicht passen“, vermutet ein Diplomat. „Nach ihrem Wahlsieg verlangen die rechtsextreme ARENA und die Oligarchie wieder mehr Mitspracherecht in der Kriegführung“, meint Julio Cesar Portillo, einer der Anführer des linken Gewerkschafts- und Genossenschaftsbündnisses UNTS.

Für Ruben Zamora, den Vizepräsidenten der oppositionellen Demokratisch-Revolutionären Front (FDR), geht es um die Militärstrategie: „Die einen wollen den low-intensity-war weiterführen, und andere sind für den totalen Krieg.“ Gleichzeitig wolle die mehrheitlich ARENA-freundliche „tandona“, der 35. Jahrgang der Militärakademie, die sechs Generalposten besetzen. „Da gibt es aber noch jüngere Obristen, die das verhindern wollen. Denn wenn die 'tandona‘ an die Macht kommt, werden sie wohl lange nicht zum Zug kommen.“ Bei der Personalpolitik der Streitkräfte kommt dem Zusammenhalt der einzelnen Jahrgänge (tandas) der Militärakademie eine Schlüsselrolle zu. Derzeit sind die Spitzenposten von Leuten des 27. bis 30. Jahrganges besetzt. Der 35. Jahrgang, der 1966 ausgemustert wurde, war mit 45 jungen Leutnants der bis dahin größte (tandona große tanda).

Radikale Veränderungen würden vermutlich auch die USA nicht zulassen, die ein gewichtiges Wort mitzureden haben. Washington hat durch die Militärhilfe ein wirksames Instrument in der Hand, die Entscheidungsprozesse zwischen Verteidigungsministerium und Generalstab zu beeinflussen. So ist nicht zu erwarten, daß ausschließlich die harte Linie gestärkt wird. Neben Blandon dürfte auch General Golcher, der Chef der berüchtigten Haciendapolizei, in den wohlverdienten Ruhestand befördert oder auf einen diplomatischen Posten abgeschoben werden. Golcher paßt schlecht in ein Konzept, das die Verbesserung der Menschenrechtssituation einschließt. Die Verschiebungen werden mit Sicherheit nicht auschließlich dem Gusto der ARENA entsprechen. So habe es durchaus auch Vorteile, meint ein europäischer Diplomat, „wenn die Streitkräfte der zivilen Gewalt nicht untergeordnet sind“.

Anschlag auf Stromnetz

San Salvador (afp) - Die Bevölkerung im größten Teil El Salvadors hat nach einem Bombenanschlag der Guerilla auf das Elektrizitätsnetz drei Tage ohne Strom gelebt. Die Schäden konnten bis Samstag nicht behoben werden, da die 2.000 Beschäftigten seit drei Wochen im Streik sind. Sie fordern höhere Löhne und die Freilassung von sieben Kollegen, die wegen des Ausstands verhaftet worden waren.

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