: Seehundsterben erreicht Höhepunkt
Kiel (dpa) - Das Seehundsterben an der schleswig -holsteinischen Nordseeküste hat am Wochenende einen traurigen Höhepunkt erreicht. Nach Angaben des Nationalparkamts Wattenmeer in Tönning (Kreis Nordfriesland) stieg die Zahl der tot geborgenen Robben um 89 auf 446. Damit fiel bereits deutlich mehr als ein Zehntel des Bestandes, der in Schleswig-Holstein 1987 rund 3.700 Tiere betrug, der akuten Lungenentzündung zum Opfer.
In Niedersachsen wuchs die Zahl toter Seehunde bis zum Sonntag abend um 19 auf 94. Ein Sprecher des internationalen Gemeinsamen Wattenmeer-Sekretariats in Wilhelmshaven hielt diesen Anstieg am Montag „nur für den Anfang“. Nach seinen Angaben hat sich das Seehundsterben in der Nordsee weiter nach Süden ausgebreitet und ist auch in der Ostsee fortgeschritten. Vor der schwedischen Küste wurden bereits über 150 tote Tiere geborgen, in dänischen Gewässern weit über 900.
Allein 50 teilweise schon stark verweste Kadaver mußten die amtlich bestellten Seehundjäger an Schleswig-Holsteins Westküste am Sonntag bergen. „Am Montag gingen die Todesmeldungen weiter,“ erklärte ein Wildbiologe vom Nationalparkamt.
Die Einrichtung von Aufzuchtstationen birgt nach Einschätzung von Biologen „die Gefahr der Selbstzufriedenheit“. - „Sie sind nur gut fürs Gemüt und fürs Gewissen. Selbst wenn wir viele Seehunde durchbringen: Wohin sollen wir sie entlassen, wenn die Nordsee krank ist?“
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