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Patriarchalische Ismen-betr.: "der nichtjüdische Jude", taz vom 2.7.88

betr.: „Der nichtjüdische Jude“, taz vom 2.7.88, S. 10

Wieder einmal in der taz beobachtet: Seite 9 ist Frauenseite, Seite 10 ist frei davon.

Herr Tolmein beteiligt sich nicht an den Übungen, Frauen in der sprachlichen Form mitzudenken, also mitzuschreiben. Oder kann er sich nur nicht vorstellen, daß es ebenso Jüdinnen gibt, die sich mit den bei Deutscher angesprochenen Themen auseinandersetzen? Wollte er etwa dem zitierten Detlev Claussen folgen, der da schrieb, die Geschichte, die zu Auschwitz geführt habe, könne man (-n) begreifen..., also frau lieber nicht? Und obwohl es mir manchmal schwer fällt, diese sehr männliche Geschichte zu begreifen und ich lieber über die fragliche Beteiligung der Frauen daran nachdenke, weiß ich doch, daß es für das Begreifen als Lebensnotwendigkeit auf Frauen und Männer ankommt; weiß ich auch, daß meine deutsch-jüdische Identität sich zunächst einmal in der Abgrenzung zum „Kollektiv der männlichen Juden“ ergibt, sonst müßte ich mein Geschlecht leugnen.

Auffällig, daß eine antisemitische Sprache sich ebenfalls einer solchen sexistischen Klischeehaftigkeit bedient und Täter wie Opfer männlich bezeichnet (Antisemit/Semit beziehungsweise „der Jude“). Die patriarchalischen Ismen sind eben tief ineinander begründet!

Marion Böker, Münster

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