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Abschied ohne Tränen

■ Die 'Düsseldorfer Debatte‘ hört auf

In einem linken Verlag darf alles rot sein, außer den Zahlen. An diesen alten Kalauer muß sich nun auch die 'Düsseldorfer Debatte‘ erinnern. Nach vier Jahren und 40 Heften stellt die Zeitschrift mit der Juni-Nummer ihr Erscheinen ein; trotz einer zuletzt konstanten Auflage von 2.500.

Verabschiedet hat sich die Redaktion ohne tränenerstickte Worte und larmoyante Phrasen über den Verfall der intellektuellen Kultur etc. Halt so, wie man begonnen hat. Als Michael Ben, Peter Maiwald und Thomas Neumann 1984 beschlossen, eine „Zeitschrift für Politik und Kunst -Wissenschaft“ zu machen, witterte die DKP, der alle drei angehörten, einen „unfreundlichen Akt“. Die Quittung war der Parteiausschluß. Statt nun in die gerade vakante Rolle des wackeren Renegaten zu schlüpfen, schwamm sich die 'Debatte‘ schnell frei. Essayistische und wissenschaftliche Beiträge, zumeist gut geschrieben, dazu literarische Texte ließen die Zeitschrift zu einer Art 'linkem Merkur‘ werden. Radikal, angriffslustig und zugleich ein wenig konservativ, zeigte man sich von Appellen an „solidarische Kritik“ und „linkes Wir-Gefühl“ unbeeindruckt. Was aus blauen, braunen und anderen Klassikerbänden ohnehin bekannt war, interessierte die Redaktion und ihre „Beiträger“ allenfalls am Rande. Geschrieben wurde über Frauenfilm und Neues Denken, Aktuelles und längst Vergangenes, über PorNo und Poesie. Mühsam zusammengestoppelte Schwerpunkte zu „relevanten Themen“ waren ebensowenig zu finden wie das einst beliebte Suchspiel nach „Linientreuen“ und „Abweichlern“. „Das Chaos ist aufgebraucht. Es war die beste Zeit“, hieß es mit Brecht schon auf dem Titelblatt der vorletzten Nummer.

Peter Körte

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