: Airbus-Opfer in Teheran beigesetzt
■ Zehntausende demonstrieren gegen die USA / F-4 Phantom befand sich in der Nähe des abgeschossenen Airbusses / Mögliche Erklärung für unterschiedliche Angaben über Flughöhe
Teheran/Washington (ap) - Im Rahmen einer Massendemonstration sind am Donnerstag in Teheran 76 Opfer des Airbusabschusses vom vergangenen Sonntag beigesetzt worden. Angeführt vom iranischen Staatspräsidenten Ali Chamenei, dem Parlamentspräsidenten Haschemi Rafsandschani und dem designierten Nachfolger Ayatollah Ruhollah Chomeinis, Ayatollah Ali Montaseri, bewegte sich ein Trauerzug Zehntausender von Menschen durch die Teheraner Innenstadt. Weitere 48 Abschußopfer wurden am Mittwoch und Donnerstag in den Städten Lar, Sahedan und Bandar Abbas beigesetzt. Vor Beginn der Demonstration hatte Chamenei in einer Rede vor dem Parlamentsgebäude, wo die mit iranischen Flaggen bedeckten Särge aufgestellt waren, den USA erneut Rache für das Blut der unschuldigen Opfer geschworen. Tausende geballter Fäuste reckten sich in die Luft und die Menge rief „Tod Amerika!“, „Nieder mit Reagan!“ und „Krieg, Krieg bis zum Sieg!“
Die angeblich von dem iranischen Airbus ausgestrahlten Signale auf einer militärischen Frequenz, die die Besatzung des US-Kriegsschiffes „Vincennes“ zum Abschuß des Verkehrsflugzeugs bewogen hatten, stammten möglicherweise von einem in der Nähe befindlichen Kampfflugzeug. Dies teilte der Vorsitzende des Streitkräfteausschusses des US -Repräsentantenhauses, Les Aspin, am Mittwoch mit. Dies würde auch die unterschiedlichen Berichte über die Flughöhe der Passagiermaschine - zwischen 7.000 und 12.000 Fuß erklären, sagte Aspin.
Den Angaben zufolge gibt es neben dieser Erklärung nur zwei andere: daß der Airbus tatsächlich auf einer militärischen Frequenz gesendet habe, wie die US-Marine mitteilt, oder daß die Signale des Airbus auf der „Vincennes“ falsch gelesen wurden. Der Generalstabschef, Admiral William Crowe, hatte am Sonntag nach dem Abschuß erklärt, daß in dem Gebiet später eine F-4 „Phantom“ entdeckt worden sei, von der die Marine nicht wisse, wie lange sie schon dort gewesen sei. Auf der „Vincennes“, die vor dem Emirat Bahrein ankert, nahm am Mittwoch eine Untersuchungskommission der US-Marine ihre Ermittlungen auf.
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