: Protest gegen Gestank und Lärm
■ Anwohner der Stader Straße und Bürgerinitiativen des Bremer Ostens protestierten
„Bei uns fahren die direkt durchs Schlafzimmer durch“, sagt eine ältere Anwohnerin der Stader Straße empört. Pünktlich um 15 Uhr zum Pressetermin entlud sich an der vielbefahrenen Straße der BürgerInnen-Zorn. Die Anwohner demonstrierten schon mit dem medizinischen Mundschutz, was man hier von den Autofahrern hält. Eine kleine Menschenkette sperrte für einige Minuten den Verkehr, um das lange Transparent an den vorbereiteten Haken quer über die Straße zu spannen: „Wir haben LÄRM und GESTANK satt. Stader Straße muß wieder Wohnstraße werden.“
Auch die Initiative gegen den Ausbau des grünen Georg-Bitter -Weges zur breiten Autobahn-Zufahrt war gestern in der Stader Straße solidarisch und dabei. Sie stellt den gesamten Straßen-Ausbau im Bremer Osten in Frage. Park & Ride-Linien sollen eingeführt, Autofahrer auf den Autobahn-Ring um die Stadt vertrieben werden. Daß die Erdbeerbrücke mehr Verkehr anzieht als das Wohngebiet verkraftet, sieht die Initiative nicht als ihr Problem: „Als die Erdbeer-Brücke gebaut wurde, da sind wir auch nicht gefragt worden.“
In der Stader Straße hat sich der „Frust“ so sehr angestaut, daß einzelne AnwohnerInnen sogar dem Ausbau anderer Straßen zustimmen würden - „seit 20 Jahren sitzen wir in dem Lärm, von Ihrer Solidarität haben wir nicht sooo (zeigt zwei eng aneinanderliegende Finger, d. Red.) viel“, sagt die alte Frau den „Grünen“, die auch die Georg-Bitter-Trasse nicht wollen und für ein Gesamtkonzept werben.
Von den Behörden empfinden sich die inzwischen kooperierenden Bürgerinitiativen und Anwohner allesamt hinters Licht geführt und gegeneinander ausgespielt. Den Anwohnern der Stader Straße wird seit Jahren eine Beruhigung dieser Wohnstraße versprochen, aber immer noch werden Autofahrer, die auf dem Osterdeich fahren und nach Bremerhaven wollen, nicht auf den Autobahn-Ring, sondern mit großen Schildern auf die Schleichpfade durch die kleine Stader Straße geleitet. Diese Stader Straße ist aber so sehr Wohnstraße, daß Radweg wie „Bürgersteig“ auf demselben Niveau wie die Straße liegen - kein Bordstein schützt vor den drängenden Blechkarossen. An der Hamburger Straße wird jetzt sogar die Rechtsabbieger-Spur in die Stader Straße ausgebaut, um den Verkehrsfluß zu erleichtern; angeblich soll die Verbreiterung der Straße dem Öffentlichen Nahverkehr dienen - dies, wendet der BI-Sprecher Peter Sauer ein, könnte aber sehr viel einfacher durch eine Straßenbahn -Ampel 200 Meter vor der Kreuzung erreicht werden. Die Verkehrsplaner schieben die Beruhigung der „Stader“ bis weit in die 90er Jahre - dann würde sie als Schleichweg auch für eine vierspurige Georg-Bitter-Straße gebraucht, fürchten die BI's.
K.W.
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