: Hoechst umstrittene Gentec genehmigt Hessens Umweltminister Weimar gibt grünes Licht für
Weiterbau der Insulin-Anlage der Hoechst AG
Wiesbaden (taz/ap) - Der Bau der heftig umstrittenen ersten gentechnischen Großanlage in der Bundesrepublik geht weiter. Der Chemiekonzern Hoechst AG kann jetzt die Errichtung seiner Versuchsanlage fortsetzen, in der Humaninsulin mit gentechnisch veränderten Bakterien hergestellt werden soll. Hessens Umweltminister Weimar teilte am Freitag in Wiesbaden mit, der Regierungspräsident in Darmstadt habe Widersprüche gegen die Genehmigung von zwei Teilanlagen „im wesentlichen“ zurückgewiesen. Außerdem wurde der dritte Verfahrensschritt genehmigt. Für alle drei Anlagenteile wurde Sofortvollzug angeordnet.
Der Hoechst AG war im Juni 1985 und im Oktober 1987 der Bau der beiden Teilanlagen „Fermtec“ und „Chemtec“ gestattet worden. Hiergegen waren insgesamt etwa 350 Einsprüche beim Regierungspräsidenten eingegangen, so daß der Bau der Anlage vorübergehend gestoppt wurde. Die jetzige Entscheidung ermöglicht es Hoechst, den Bau fortzusetzen, berichtete Weimar. Gleichzeitig seien neue Fortsetzung auf Seite 2
Sicherheitsauflagen verfügt worden. „Damit ist eine höhere Sicherheitsstufe angesetzt, nach der die Freisetzung von lebenden Organismen verhindert werden muß“, teilte der Minister mit. Die Genehmigung beziehe sich nur auf die Versuchsanlage. Für eine Produktionsanlage müsse das Unternehmen einen neuen Antrag stellen, über den dann mit Öffentlichkeitsbeteiligung entschieden werde.
Die Landtagsfraktion der Grünen warf Weimar vor, er habe dem Druck der Hoechst AG nachgegeben und „die hessische Einstiegsdroge in den gentechnologischen Wahnsinn ermöglicht“. Der Minister habe „im Handstreich die nur mühsam als Versuchsanlage getarnte Insulinanlage genehmigt“, sagte der Abgeordnete Chris Boppel. In der Anlage „Fermtec“ werden Koli-Bakterien, die Proteine mit Humaninsulin produzieren, vermehrt und dann getötet. In „Chemtec“ werden die Proteine aus der Zellmasse getrennt, um sie schließlich in der Anlage „Insultec“ zum Endprodukt Humaninsulin zu verarbeiten.
Nach ähnlichem Verfahren mit manipulierten Coli-Bakterien ließe sich eine Reihe weiterer medizinischer Wirkstoffe produzieren.
Die Bürgerinitiativen hatten die Abweisung ihrer Einsprüche erwartet. Sie wollen jetzt vor das Verwaltungsgericht ziehen, um dort ihre Sicherheitsbedenken vorzubringen. In einem Gutachten für den damaligen Umweltminister Joschka Fischer hatte das Freiburger Öko-Institut erhebliche Sicherheitsprobleme der Anlage kritisiert.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen