: SCHULDEN
■ Paul Erdmann: "Panik 89"
Paul Erdmans „Crash 81“ hatte mir mal sehr imponiert. Ein ehemaliger Bankmanager, der nicht das Hohelied des ewig florierenden Kapitalismus sang, sondern einen spannenden Roman über den in ein, zwei Jahren bevorstehenden Zusammenbruch des Systems schrieb. Kapitalkritik als Krimi. „Panik 89“, jetzt als Ullstein Thriller erschienen, ist eine enttäuschende Fortsetzung. Diesmal arbeiten die lateinamerikanischen Schuldnerländer zusammen mit den europäischen Banken am Sturz des Dollar, der dann in letzter Minute durch das Eingreifen der UdSSR zugunsten des etablierten status quo der Weltwirtschaftsordnung verhindert wird. Es kommt alles vor, was heutztage - oder doch vor ein paar Jahren - Weltpolitik machte. Carlos und Kissinger, Gorbatschow und Reagan. Außerdem treten auf die Chefs der wichtigsten amerikanischen und europäischen Banken, Minister einer ganzen Reihe von lateinamerikanischen Regierungen, Angehörige der RAF und die von KGB und FBI. Es ist alles aufgeboten, um einem über swaps und Depositenguthaben, über Mindestkapitalbedarf und Schwindelobligationen und ähnliche als trocken und schwer verständlich verschriene Materien hinwegzuhelfen. Dazwischen blinkt immer mal wieder ein Stück nackter weiblicher Haut. Was will man mehr? Richtig. Man hätte gern etwas weniger und dafür besser. In Windeseile werden das Personal vorgestellt, Problemlage und Ausgangssituation exponiert. So grobklotzig und holzhammerartig geschieht das, daß daneben der Denver-Clan ein feinsinniges Gespinst ist. Die Hauptfigur, ein eingebürgerter amerikanischer Hochschulprofessor, der in erster Linie Berater der Hochfinanz und der Präsidenten ist, rettet nicht ohne die Hilfe einer gut aussehenden Journalistin die Welt vor der Koalition von Terrorismus, europäischem Kapital und lateinamerikanischer Armut. Ist diese Partnerschaft der amerikanische Albtraum? Am Strand sicher in drei Stunden zu lesen.
Paul Erdman, Panik '89, Ullstein-Verlag, 348 Seiten, 34,-DM
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen