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Peronisten wählen ultrarechten Kandidaten

■ Carlos Saul Menem gewinnt überraschend die direkte Wahl des peronistischen Präsidentschaftskandidaten in Argentinien / Er hat beste Verbindungen zu Todesschwadronen und Rauschgiftschmugglern / Meinungsumfragen sehen in ihm den künftigen Präsidenten

Monteviedeo (taz) - In der argentinischen Hauptstadt wählten am Wochenende die 4,1 Millionen eingeschriebenen Mitglieder der Peronistischen Partei zum ersten Mal in Direktwahl ihren Kandidaten für die Präsidentschaftswahlen im kommenden Mai. Obwohl alle Meinungsumfragen mit einem überwältigenden Sieg des Gouverneurs der bevölkerungsreichsten Provinz Buenos Aires, Antonio Cafiero, gerechnet hatten, erhielt dieser nur 46 Prozent der abgegebenen Stimmen. Sein Konkurrent, der Gouverneur der kleinen Provinz La Rioja, Carlos Saul Menem, bekam 54 Prozent aller Stimmen.

Er verdanke seinen Sieg den Stimmen der „Ärmsten und der ganz einfachen Leute“, so verkündete in der Wahlnacht der siegreiche Menem, der seine Kandidatur vor sieben Monaten nach den letzten Provinzwahlen völlig überraschend angekündigt hatte. Mit dem 53jährigen Menem wurde nicht nur ein Kandidat gewählt, sondern auch der wahrscheinliche künftige Präsident Argentiniens. Schon heute beantworten in repräsentativen Umfragen 60 Prozent die berühmte Sonntagsfrage, wen sie denn nun zum Präsidenten wählen würden, mit den „Peronisten“.

Cafiero war vom Großbürgertum einerseits und vom liberalen Flügel seiner Partei unterstützt worden, sein Name stand somit für Kontinuität und Demokratie; Menem hatte den ultrarechten, faschistischen Teil der Partei auf seiner Seite: Dort sind die orthodoxen Gewerkschafter Lorenzo Miguel und Herminio Iglesias angesiedelt, die kriminellen Banden und Rauschgiftschmugglern ebenso verbunden scheinen wie den Todesschwadronen, die Mitte der siebziger Jahre auf linke Regimegegner Jagd machten. Rechte Senatoren und Abgeordnete mit besten Verbindungen zu den Militärs wichen Menem im Wahlkampf nicht von der Seite.

Eine moralische Rechtfertigung des „schmutzigen Krieges“ und die Amnestie für die (noch) im Gefängnis sitzenden früheren Junta-Kommandanten scheint ausgemachte Sache zu sein. Aber nicht nur für die: noch mehr Ultras haben auf die Karte Menem gesetzt, die Montoneros, die früheren Guerilleros. Sie sollen noch viele Millionen Dollar aus zahlreichen Entführungsfällen auf ausländischen Konten haben. Mit den Montonero-Millionen soll der Gouverneur aus Rioja, so heißt es, seinen Wahlkampf finanziert haben; ein anderer Teil soll der paraguayische Diktator Alfredo Stroessner seinem treuen Freund Menem förmlich aufgedrängt haben. Die Montoneros versprechen sich nicht nur einen gewissen Freiraum und Posten in einer peronistischen Regierung Menems sondern auch die Freilassung ihres Chefs Mario Firmenich, der noch sitzt.

Kofferpacken ist nach der Bekanntgabe des Wahlergebnisses bei vielen Intellektuellen angesagt, die mit Menem bürgerkriegsähnliche Zustände und das Entstehen faschistischer Banden wie in den siebziger Jahren prophezeien.

Mit seinem „Menemobil“ - dem rollenden, gläsernen Thron des Papstes nachempfunden - hatte Menem mit seiner „Karawane der Hoffnung“ monatelang die Provinzen bereist und alle Instanzen zur Rettung des Landes angerufen: „Ich bete zu Gott und der Jungfrau, daß sie unser Volk erleuchten, damit wir alle zusammen Argentinien aus der Krise ziehen können“.

Gaby Weber

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