: Prof verklagt Studentin
■ FU-Gynäkologe klagt gegen Studentin, die ihn der sexuellen Belästigung bezichtigt hatte
Vor dem Amtsgericht Tiergarten hat gestern der Prozeß eines FU-Professors gegen eine Medizinstudentin begonnen. Diese war als Sprecherin der Frauengruppe am Fachbereich Medizin von dem Gynäkologie-Professor Horst Lentis wegen Verleumdung und übler Nachrede angezeigt worden. Auf einer FB -Ratssitzung im Sommer letzten Jahres hatte die Studentin berichtet, daß zahlreiche Medizinstudentinnen sich durch Lentis Verhalten in Vorlesung und Seminaren sexuell belästigt fühlten. Die Frauengruppe Medizin bezieht sich dabei auf angebliche sexistische Äußerungen von Lentis während seiner Gynäkologie-Vorlesungen sowie Berichte von Studentinnen, die die von Lentis durchgeführten Brust- und Vaginaluntersuchungen als unangemessen und schmerzhaft empfanden. Andere Studentinnen hatten von unpassenden und unfachlichen Bemerkungen über weibliche Genitalien und Brüste berichtet, einige auch von sexuellen Äußerungen und Annäherungen des Professors während persönlicher Besprechungen erzählt.
Zur Verteidigung der Angeklagten stellte Rechtsanwältin Alexandra Goy zahlreiche Beweisanträge. Acht Zeuginnen wurden gestern vernommen. Eine Studentin schilderte, wie Professor Lentis im Untersu Fortsetzung auf Seite 18
FORTSETZUNG VON SEITE 17
chungskurs mit der Bemerkung „Mal sehen, ob man bei so großen Brüsten auch die Rippen fühlen kann“, ihre Brust lang und schmerzhaft gedrückt habe, ohne sie um Erlaubnis zu fragen. Eine andere beschrieb sexuelle Annäherungsversuche beim Besprechen der Doktorarbeit. Er habe jetzt Lust, mit ihr zu schlafen, soll Lentis gesagt haben. Professor Lentis bestritt die von Zeuginnen beschriebenen Vorgänge oder konnte sich nicht mehr erinnern. Zu dem Gerichtstermin hatten sich über 250 ZuschauerInnen eingefunden, die größtenteils nicht in den zu kleinen Gerichtssaal eingelassen werden konnten. Sie wurden unter massivem Polizeieinsatz auf zum Teil brutale Weise aus dem Gerichtsgebäude gedrängt. Der Prozeß wird am Donnerstag, 21.7., um 14 Uhr im Amtsgericht Tiergarten fortgesetzt.
Frauke Langguth
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
