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Medienfrauen

■ Das Reden über „Utopien“

Die Verhältnisse könnten nicht ungünstiger sein: Die europäischen Medien sind fest in den Händen der „happy few“, die mit schwindelerregenden Summen um den expandierenden Markt kämpfen. Kultur, Informationen weichen immer mehr dem Kommerz pur. Und die Frauen? An ihrer Diskriminierung als Programmmacherinnen und -konsumentinnen hat sich in den vergangenen Jahren nichts verändert. Nach wie vor machen Männer das Programm, Frauen kommen manchmal darin vor.

Und trotzdem, oder gerade deswegen, trafen sich vergangenes Wochenende Film- und Fernsehfrauen aus verschiedenen europäischen Ländern in Köln, um über die „Utopie oder Wirklichkeit eines eigenen Fernsehkanals“ nachzudenken. Den Rahmen für dieses Symposium bot die „Feminale“, eingeladen hatte der Verband der Filmarbeiterinnen e.V. Die Utopistinnen unter den Medienfrauen wollen sich nicht länger mit den Nischen in den öffentlich-rechtlichen oder privaten Sendern zufriedengeben. Sie wollen einen eigenen Kanal für Frauen. Wo dafür das Geld herkommen soll, weiß allerdings keine. Ein nicht-kommerzielles Europa IV-Programm scheiterte vor nicht langer Zeit, mangels Masse; der französische Privatkanal „La Cinq“ zum Beispiel steht nach zweijährigem Bestehen mit einem Defizit von 800 Millionen Mark da. Und ob „Sparten-Programme“ wie Alexander Kluges Kultursendung 10 vor 11 bei RTL Plus und SAT 1 das passende Modell abgeben können, blieb umstritten.

Was von einzelnen Referentinnen aus Holland, Italien, Frankreich und der Bundesrepublik zu hören war, machte auch alles andere als Mut: In Holland wurden spezielle Frauenprogramme im Fernsehen nach kurzer Zeit wieder abgeschafft. Ähnliches geschah in Italien. In Frankreich sind zwar eine Handvoll „Starjounalistinnen“ in Spitzenpositionen vorgedrungen, aber was sie dort von sich geben und verantworten , macht jedem Mann Ehre. Und „Mona -Lisa“ im ZDF ist höchstens ein „zynisches“ Beispiel dafür, wie ein „Frauenprogramm“ nicht sein sollte. Nur aus England kam ein kleiner Lichtblick. Dort gibt es seit Jahren unabhängige Filmproduktionskooperativen, sogenannte „workshops“, die von Channel 4 finanziell unterstützt werden. Der „Amberworkshop“ in Newcastle existiert seit zehn Jahren: Elf Frauen und fünf Männer arbeiten dort zum Einheitslohn, die Kooperative besitzt ein eigenes Studio, ein Kino, eine Galerie, einen Vertrieb, einen Verleih und einen Pub. Vom Drehbuch bis zum Verleih wird dort alles selbst gemacht, auch der eigene Nachwuchs ausgebildet.

Auf dieses Modell verwiesen dann auch diejenigen Teilnehmerinnen, die einen eigenen Kanal für völlig unrealistisch halten. „Reine Utopie“ warnte die Filmemacherin Jutta Brückner und plädierte für mehr „Seilschaften“ von Frauen innerhalb der bestehenden Strukturen. Die reine feministische Botschaft reiche heute nicht mehr aus, mehr Professionalität sei nötig. Cornelia Bolesch von der 'Süddeutschen Zeitung‘ sprach sich vehement für ein Engagement innerhalb der öffentlich-rechtlichen Anstalten aus. Angesichts der zunehmenden Kommerzialisierung und des politischen Drucks müßten alle, besonders auch die Frauen, für deren Erhalt kämpfen.

Für weiterreichende Perspektiven oder tiefere Analysen war die Zeit jedoch viel zu kurz. Für eine Woche war das Symposium ursprünglich geplant, doch das enge Budget erlaubte nur zwei Tage. Denn auch im „Europäischen Film- und Fernsehjahr“ 1988 fließen für Frauenaktivitäten die Gelder spärlich.

Ulrike Helwerth

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