Bizarre US-Angola-Politik

Jesse Jackson hat die amerikanische Angola-Politik zurecht „bizarr“ genannt. Die Reagan-Regierung hat noch immer keine diplomatischen Beziehungen mit Luanda aufgenommen und finanziert - im vergangenen Jahr mit rund 15 Millionen Dollar „verdeckter Militärhilfe“ - den Buschkrieg des UNITA -Führers Jonas Savimbi. Gleichzeitig aber bringt Amerikas Afrika-Experte und Stellvertretender Außenminister Chester Crocker eine Verhandlungsdynamik in Gang, die zum Abzug der kubanischen und südafrikanischen Truppen aus Angola führen soll und zur Unabhängigkeit Namibias.

Außenminister George Shultz empfängt immerhin den angolanischen Justizminister, dessen Regime er - offiziell nicht anerkennt. Unterdessen zieht es Vizepräsident George Bush zu dem „wirklichen Patrioten“ Savimbi, den er noch als CIA-Chef zu finanzieren begonnen hatte. Das aber hindert seine engsten Mitarbeiter nicht, bereits heute zu verkünden, der Republikanische Präsidentschaftskandidat werde, im Falle seiner Wahl, „sofort einen Botschafter in Luanda ernennen“.

Die „bizarre“ amerikanische Angola-Politik ist in Wirklichkeit eine Mischung aus antikommunistischer Rambo -Mentalität, verfehlten Analysen und halbherzigen Umkehrversuchen. Insofern ist die im Mai in London begonnene Verhandlungsdynamik für die Reagan-Regierung Selbstzweck. Und Südafrika spielt trotz aller Hintergedanken mit, weil man in Pretoria weiß, daß nach „Reagan“ die Traufe kommt. Sollte Michael Dukakis im November ins Weiße Haus einziehen, dann gilt das Apartheid-Regime als „terroristischer Staat“. Was nicht nur moralische Entrüstung zum Ausdruck bringt, sondern wegen des 1979 verabschiedeten Exportgesetzes auch die Einstellung aller Flugverbindungen und jedweder bilateraler Unterstützung zur Folge hätte - vorausgesetzt, die stramme Anti-Apartheid-Position ist nicht nur Wahlkampf -Attitüde.

Dagegen spricht freilich, daß Dukakis, wie er am Montag erklärte, auch die Anwendung von Gewalt gegen das Apartheid -Regime in Erwägung ziehen will, falls er Präsident wird. Angesichts solch vielversprechender Perspektiven nach der US-Wahl kann niemand den Angolanern verdenken, daß sie wie immer die Friedensverhandlungen auch weitergehen mögen nichts unterschreiben werden, solange Reagan im Weißen Haus Luanda auf der Landkarte sucht.

In den vergangenen zwei Monaten war auch viel von der „Eröffnung einer amerikanischen Front“ die Rede und davon, das UNITA-Hauptquartier von Jamba nach Quimbele nahe der zairischen Grenze zu verlegen. Das freilich ist Schöngeisterei. Wie immer die Wahlen im kommenden November ausgehen mögen, Washington wird sich ins Joch einer gründlichen Revision seiner Angola-Politik beugen müssen. Und Jonas Savimbi wird dabei auf der Strecke bleiben.

Knut Petersen