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In der Tour steckt der Wurm drin

■ Die Tour de France bekommt bei der ersten Alpenetappe langsam Konturen / Fignon gab auf

Berlin (taz) - Zum ersten Mal in der Geschichte der Tour de France wird die bedeutendste Rundfahrt des Radsports in diesem Jahr von einem Bandwurm entschieden. Stolze zwei Meter soll das Ungetüm gemessen haben, das sich ausgerechnet den ehemaligen Studenten der Veterinärmedizin und Hauptfavoriten der diesjährigen Tour, Laurent Fignon aus Frankreich, zur Heimstatt erkoren hatte. Permanent von Hunger geplagt, radelte Fignon auf den ersten zehn Etappen durch Frankreichs Norden und verlor Minute für Minute, bis der Übeltäter endlich erwischt wurde. Doch auch nach der Entlarvung und Austreibung des Bandwurmes kam Fignon nicht richtig in Fahrt. Auf der ersten Alpenetappe von Besan?on nach Morzine über den 1.240 Meter hohen Col du Corbier verlor er fast 19 Minuten und gab am nächsten Morgen demoralisiert auf. Ausschlaggebend waren nicht die Beine, und auch nicht der Wurm: „Es war der Kopf“. (Fignon)

Gewonnen wurde die elfte Etappe vom Kolumbianer Fabio Parra. Einer seiner Helfer hatte sich mit dem Niederländer Ludo Peeters zusammen abgesetzt und ließ sich genau in dem Moment zurückfallen, als Parra sich vom Verfolgerfeld löste. Bis zum Fuße des Corbier ruhte sich der Kolumbianer im Windschatten seines Wasserträgers aus, dann schoß er davon. Als Lohn für die meisterhafte Teamarbeit hatte Parra im Ziel 20 Sekunden Vorsprung vor einer Gruppe, in der sich auch Charly Mottet und Pedro Delgado befanden, die neben dem Kletterkünstler Luis Herrera aus Kolumbien den weitaus besten Eindruck hinterließen. Sean Kelly und Jean-Fran?ois Bernard konnten dagegen nicht folgen und büßten wertvolle Minuten ein.

Rolf Gölz aus Bad Schussenried, der die achte Etappe gewonnen hatte, kam zusammen mit den anderen deutschen Fahrern Kappes und Bölts 24 Minuten nach dem Sieger ins Ziel und belegt nun den 120. Rang. Besser hielt sich Raimund Dietzen. Er verlor „nur“ 15 Minuten und liegt auf dem 84. Platz. Das Gelbe Trikot verteidigte Steve Bauer.

Matti

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