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Großes Polizeifest für Mandela

■ Apartheidregime unterdrückt alle Geburtstagsfeiern für den inhaftierten ANC-Chef / Winnie Mandela glaubt nicht an seine Freilassung / Glückwünsche aus aller Welt / Regierungstreue Zeitung stellt Haft in Frage

Johannesburg (afp/dpa/taz) - „Happy Birthday Nelson Mandela“ wünschte ein großes Spruchband in den Farben Grün, Schwarz und Gold des in Südafrika verbotenen ANC, das über einer der Hauptstraßen Kapstadts gespannt war. Ansonsten blieb es am Montag, dem 70sten Geburtstag des ANC-Führers, ruhig in Südafrika. Mit Patroullien und Straßensperren setzte die Polizei das Verbot aller öffentlichen Geurtstagsfeiern durch. Zwar hatte der Oberste Gerichtshof in Kapstadt am Sonntag das am Vortag erlassene Verbot eines Geburtstagskonzerts aufgehoben. Die Polizei rückte trotzdem an und vertrieb die rund 400 Geburtstagsgäste. Dem Verbot fielen außerdem mehrere Popkonzerte, Gottesdienste, Parties, ein Fußball- und ein Rugbyspiel zum Opfer. Immerhin forderte auch die regierungsnahe Zeitung „Johannesburg Beeld“ die Freilassung Mandelas. Das afrikaanssprachige Blatt schrieb am Montag, die Haft Mandelas verursache mehr Schaden als seine Freilassung: „Was kann uns ein freier Mandela und der ANC schlimmeres antun als jetzt?“ Diese Stellungnahme der einflußreichen Zeitung wird als erstes neues Anzeichen für entsprechende Überlegungen des Apartheid-Regimes gewertet. Mandelas Ehefrau Winnie erklärte dagegen gestern Nachmittag, sie glaube nicht, daß Botha ihren Mann „in den nächsten paar Jahren“ freilassen werde.

Berge von Glückwunsch-Schreiben, darunter allein hunderttausend aus den Niederlanden, wurden von den Mitgliedern des Fußballclubs „Mandela-Elf“ vor den Fernsehkameras in die Luft geworfen. ANC-Sprecher Thabo Mbeki erklärte zur selben Zeit aus dem Exil in Lusaka: „Sein Geburtstag hat Millionen unserer Leute die Gelegenheit gegeben, mit Mandela Kontakt aufzunehmen. Er ist in Südafrika und weltweit ein Symbol der Freiheit“. Siehe auch Seite 2

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