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Karabach als „geistiges Tschernobyl“

■ Präsidium des Obersten Sowjet in Moskau lehnt Anschluß der Region Berg-Karabach an Armenien ab / Sowjet-Mitglied vergleicht Folgen der Forderung nach Abtrennung der Region mit dem AKW-Desaster

Moskau (dpa/taz) - Der Konflikt zwischen den sowjetischen Republiken Armenien und Aserbeidjan hat Moskau erreicht und im Präsidium des Obersten Sowjet für Aufruhr gesorgt. Bewirkt hat das nichts: Das Gremium beschloß gestern nach heftiger Diskussion „einstimmig“, daß das umstrittene Gebiet Berg-Karabach Bestandteil von Aserbeidjan bleiben soll. Gleichzeitig solle eine „wirkliche Autonomie“ der Region gesichert werden, samt kultureller und wirtschaftlicher Hilfe, teilte TASS mit.

Zuvor war es in dem 39köpfigen Gremium unter Vorsitz von Staatsoberhaupt Gromyko zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Armeniern und Aserbeidjanern gekommen. Der Vorsitzende des aserbeidjanischen Parlaments, Suleiman Tatliew, stellte fest, daß sich in dem Gebiet Berg-Karabach die „reale Macht“ in den „Händen von antistaatlichen Elementen“ befinde. Laut TASS kritisierte er das heftig. Der erste Sekretär von Berg-Karabach, Genrich Pogosjan, wiederholte hingegen entschieden die Forderung nach Austritt seines Gebietes aus der Sowjetrepublik Aserbeidjan. Begründung: Berg-Karabach sei „von Alters her mit Armeniern besiedelt und Teil ihrer Heimat“.

Die Stimmung im Präsidium des Obersten Sowjets, das die Geschäfte des sowjetischen Parlaments führt, wurde in TASS -Berichten über die Beiträge der Mitglieder deutlich. Zu dem Gremium gehören unter anderem die Präsidenten der Parlamente der 15 Unionsrepubliken sowie Parteichef Gorbatschow. Zahlreiche Redner verurteilten die Forderungen der Armenier entschieden. Der Parteichef der Sowjetrepublik Weißrußland, Jewjrem Sokolow, nannte die Ereignisse um Berg-Karabach einen „Anschlag auf das Heiligste, eine Untergrabung der Einheit des Landes“. Der Dichter Rassul Gamsatow sprach von einem „geistigen Tschernobyl“ in Berg-Karabach. Fortsetzung auf Seite 2

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