: Warendrehscheibe im Niedervieland
■ 50 Hektar Wiesen für Güterverkehrszentrum ausgebucht / Bis 1990 sollen im Niedervieland 1.800 Arbeitsplätze entstehen / Wirtschaftssenator sorgt sich um verkehrsgünstige Gewerbeflächen
Wird Bremen wieder Tor zur Welt? Bremens Wirtschaftssenator Uwe Beckmeyer meint: Es wird! 1989 will Beckmeyer endlich den lange geplanten Schienenanschluß im Güterverkehrszentrum Niedervieland (GVZ) einweihen und das GVZ zu einer „Drehscheibe für alle denkbaren Transportwege“ des internationalen Güterverkehrs ausbauen. Unter ökologischen Gesichtspunkten verspricht sich die Wirtschaftsbehörde von der „Warendrehscheibe GVZ“ die Verlagerung des Güterfernverkehrs von der Straße auf die Schiene. Unter ökonomischen Gesichtspunkten soll das GVZ die Wettbewerbsfähigkeit der ansässigen Speditionsunternehmen gegenüber der holländischen und belgischen Konkurrenz sichern.
Bis heute sind die ins Niedervieland umgezogenen Bremer Spediteure - acht sind es derzeit - zwar nur über die Stromer Land-und die Senator-Apelt-Straße mit der großen weiten Welt des Güterverkehrs verbunden. Trotzdem sind laut Auskunft der Wirtschaftsbehörde alle vorhandenen Ansiedlungsflächen bereits ausgebucht. Für die bis 1992 geplanten weiteren Bauabschnitte im Niedervieland lägen bereits Reservierungen vor, ließ Beckmeyer gestern per Senatspressestelle Zuversicht
verbreiten. Vier weitere Speditionen wollen noch in diesem Jahr im Niedervieland neubauen, ein Kühlhaus für 40.000 Kubikmeter Leichtverderbliches wird zur Zeit gebaut. 230 BremerInnen sollen in diesem Jahr im GVZ Arbeit finden. 1990 sollen es 1.800 sein.
In der Vergangenheit waren die großspurigen Planungen des GVZ häufig ins Gerede gekommen. Insbsondere die Grünen hatten die Ansiedlung von Reifenhändlern und Lagerhallen auf dem GVZ-Gelände als „wahllose Verschleuderung ökologisch wertvollen Naturgebiets an beliebige Unternehmen“ kritsiert. Statt eines attraktiven Angebots, um den Güterfernverkehr von der Straße auf die Schiene zu locken, entstünde im Niedervieland ein „ganz ordinäres Gewerbegebiet zu Billigst -Grundstückspreisen“.
Nach den jetzigen Erfolgsmeldungen des Wirtschaftssenators bekommen Umweltschützer möglicherweise schon bald Grund zu neuen Klagen: Nachdem im Niedervieland 50 Hektar verkehrsgünstiger Ansiedlungsfläche ausgebucht sind, mahnen Wirtschatssenator und Handelskammer vorsorglich schon mal die Planung neuer Gewerbeflächen in Bremen an.
K.S.
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