: Alt und Jung-betr.: "Die Young Star Pretty",taz vom 13.7.88
betr.: „Die Young Stay Pretty“, taz vom 13.7.88
(...) T.A. erklärt das Abwracken von ehemals Bild-und-wenig -Ton-Schönen zum rein biologischen Schicksal, gibt menschlicher Verwurstungstechnik naturgesetzlichen Anschein und setzt dem bewußtseinsindustriellen Zynismus noch den i -Punkt drauf: „Nur gut, daß sie tot ist.“ (...) Das Pin-up -Photo der jugendfrischen M. Monroe wird zum „Bild für die Ewigkeit“ stilisiert. Aber was soll mensch mit solch mythischer und illusionärer Ewigkeit? Haben die professionellen Image-Erzeuger, denen die immergleich strahlende Jugendsymbolik stets Vorwand zum Verkauf ist, bei T.A. immer noch keinen Ekel vor solcher Glamourfrische hervorgerufen? Hungert T.A. noch nicht danach, mal wieder so kluge, starke und altschachtelige Schauspielerinnen wie Helene Weigel und Therese Giese zu sehen, die nicht nur faltenlos schöne, aber sonst auswechselbare Haut als Werbefläche spazierentragen?
Aber es ist flott von Leuten wie T.A. und Wiglaf Droste, daß sie sich immer wieder verpflichten, irgendwann zwischen ihrem 36. und 62. Lebensjahr mit ihren umweltheilenden Katalysatoren-Autos gegen Betonpfeiler zu klatschen. So kann unsere Erinnerung an ihre Voll-Dampf-Schreibe den Lesern zum „Bild für die Ewigkeit“ gerinnen. Welch „schreckliche Vorstellung“: T.A. & Droste mit gichtigen Fingern und noch gichtigeren Ansichten, „altersdebil“ (Droste, taz 12.7.88), vielleicht gar „zwei veritable Kahlköpfe“ und von Rentnermentalität verseucht (vgl. Droste, 'konkret‘ 7/88, S. 20 ff.) beim Verfassen lendenlahmer Leidartikel für irgendein Senilen-Abendblatt oder eine ähnlich greise taz! Daß das Kapital dann die Renten- oder Pensionsmark unserer Ex-Young-&-Pretty-Schreiber immer noch freudig annehmen würde, daß es nach entsprechender Implantation von Alters -Minderwertigkeitskomplexen und Mid-to-Late-Life-Krisen dann die erlösenden Waren für die ewige Jugend anzubieten hätte („dye young, dress young, drive young“), kann ihnen kein Trost sein. Nicht nur der Monroe der Held(inn)en-Status.
H. Junge, Hamburg
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