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Roma in Jugoslawien

■ Roma leben im Vielvölkerstaat in den ärmsten Regionen ohne Minderheitsrechte

Berlin (taz) - Innerhalb der jugoslawischen Vielvölkerförderation fühlen sich die 800.000 Roma als Volk mehrfach benachteiligt. Zum einen zählen sie zu den Ärmsten, zum andern sind ihre Rechte als Volksgruppe auf ein Minimum reduziert.

Das Hauptsiedlungsgebiet der Roma liegt südlich von Belgrad: In Südserbien, Kosovo und vor allem dem Armenhaus Mazedonien. Liegen in der Bundeshauptstadt die Durchschnitts -Einkommen bei 160 DM, in Slowenien gar bei 300, so finden in Mazedonien die Arbeiter am Monatsende nur 90 Mark in ihrer Lohntüte. Verschärfend wirkt die verheerende Lage auf dem Arbeitsmarkt: In weiten Landstrichen der Südostrepublik pendelt die Arbeitslosenrate von 30 Prozent aufwärts gegenüber 2,8 Prozent in der Nordwestecke der Balkanförderation. Die Ethnologin und Zigeunerexpertin Sonja Licht: „Gehörten einst bettelnde Roma zum Straßenbild Skopjes, sind sie von dort verschwunden und auf den Müllhalden der Stadt zu sehen, wo sie nach Eßbarem suchen. Manche Familien sind so arm, daß sie ihre Kinder an Kinderhändler nach Italien verkaufen, die diese zu Taschendieben ausbilden.“ Eine Verbesserung der Lage sieht Sonja Licht nicht, da nach der Verfassung die Roma nur als eine „ethnische Gruppe“ geführt werden und somit keine Minderheitenrechte haben. Kleineren Minderheiten dagegen, wie die Ungarn oder Italiener, bekommen als „Nationalität“ das Recht auf eigene Schulen und politische Vertretungen in den Lokalparlamenten zugestanden.

Roland Hofwiler

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