piwik no script img

Atomtransport gestoppt

■ Atomkraftwerk Neckarwestheim wird seit fünf Wochen mit atomarem Material beliefert / AtomkraftgegnerInnen blockierten einen mit atomaren Brennelementen beladenen Lastzug

Neckarwestheim (taz) - Zwanzig AtomkraftgegnerInnen gelang es gestern nachmittag zum ersten Mal, einen Transport mit atomaren Brennelementen kurz vor dem Atomkraftwerk Neckarwestheim zu stoppen. Seit fünf Wochen wird der zweite, noch nicht in Betrieb befindliche Block II des AKW mit Brennelementen beliefert. Seither sind Atomkraftgegner vor dem AKW Neckarwestheim präsent, ein Infobus ist auf dem gegenüberliegenden Parkplatz stationiert. Seit Wochen werden aber auch Transportfahrzeuge- und wege zwischen Hanau und Neckarwestheim beobachtet. Seither ist den AKW-Gegner vor Ort bekannt, daß die Brennstäbe der RBU regelmäßig mit Lastkraftwagen des Haushaltskeramikkonzerns Villeroy und Boch nach Neckarwestheim angeliefert werden.

Pünktlich um 15.30 Uhr kam auch gestern nachmittag der erwartete Lastzug an. Den AKW-Gegner war seine Abfahrt signalisiert worden. Wenige hundert Meter vor dem AKW sprangen dann plötzlich an die 20 Frauen und Männer aus den Büschen, blockierten die Weiterfahrt des Transports, öffneten dessen Planen und legten die Transportbehälter frei.

Etwa zehn Minuten später kam zufällig ein erster Streifenpolizist vorbei, nach weiteren 30 Minuten waren weitere fünf Polizisten zur Regelung des Verkehrs eingetroffen. Zu einer Räumung der Sitzblockade kam es bis Redaktionsschluß noch nicht. Die Demonstranten forderten, der Lastzug solle umdrehen.

Ein Sprecher des AKW gab zwar zu, daß mit solchen Transporten insgesamt 196 Brennstäbe in Neckarwestheim erwartet werden, wollte aber keine Angaben über die bereits angelieferte Menge machen. Der LKW, so der AKW-Sprecher, sei nicht extra als Atomtransport gekennzeichnet, weil es sich nicht um einen Gefahrguttransport handele, außerdem strahle das Zeug weniger als Uranerz aus dem Schwarzwald.

Dietrich Willier

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen