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Wuselei in der Kunsthalle

■ Mitmach-Museum für Schulkinder in der Kunsthalle: Vom Basteln mit Müll bis zum Mythos Europa / Am Ende der Aktion wird ein großes Fest veranstaltet

„Mein Schaf hat gar keine richtigen Haare“, entrüstet sich die achtjährige Nene, die angestrengt versucht, aus einer Schaumstoff

rolle ein phantasievolles Schaf zu basteln. Der Arbeitsraum in der Bremer Kunsthalle bietet ein wüstes Bild Blechstreifen, ausrangierte Topfdeckel, alte Siebe, Zangen, Kleber, Pappe und dazwischen dreizehn wuselnde Kinder. Die schauerlichsten Phantasietiere aus dem Urwald sind schon gebastelt und in Käfige gesperrt. Der siebenjährige Bernd füttert sie mit Styroporkügelchen und eingetrockneter Farbe. „Hauptsache sie werden gefährlich!“ spricht er mit der noch ungebrochenen Begeisterung kleiner Leute.

Auch ein Elefantenbild, mit einem herausragenden Papprohr als Rüssel, ein riesiges rollendes Krokodil und eine Schnecke aus einer alten Fahrradkette sind schon unter der Aufsicht des hauptamtlichen Museumspädagogen Willy Athenstädt entstanden. „Wir sollen Kunst vermitteln helfen. Sei es nun in Form von Führungen, Erklärungen oder durch praktische Arbeit.“

Seine Aufgaben sind saisonbedingt und zweigeteilt. In den Ferien werden wöchentlich kostenlose Kurse für Kinder angeboten.

Der Andrang ist so groß, daß bei der Anmeldung Fristen von sechs bis acht Wochen eingehalten werden müssen. Das Thema der diesjährigen Veranstaltungen ist der Ausstellung in der Kunsthalle „Mythos Europa“ angepaßt. „Den Kindern soll gezeigt werden, wie man aus Alltagsgegenständen mit Hilfe von Phantasie Köpfe, Figuren, etc. bastelt“, so schildert Athenstädt seine jetzige Aufgabe. Eltern kommt diese Art der Betreuung sehr entgegen, denn so werden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Die Veranstaltung dient der Unterhaltung der Kinder, und die Auseinandersetzung mit der Kunst wird gefördert.

Hier zeigt sich der zweite Aspekt der Arbeit eines Museumspädagogen, der auch außerhalb der Ferien wichtig ist, denn dann müssen beispielsweise

Schulklassen und auch Erwachsene betreut werden, um ihnen so das Museum näherzubringen. „Wir dienen als Vermittlungshilfe. Im Museum ist man, auch als erwachsener Mensch, oft etwas hilflos,“ weiß Willy Athenstädt aus seinen Erfahrungen mit Museumsbesuchern.

Unterstützt wird Athenstädt bei seinen Aufgaben durch zwei ABM-Kräfte, die auch Gruppen betreuen, und durch PraktikantInnen. Im letzten Jahr wurden insgesamt etwa 10.000 Kinder und Erwachsene von ihnen betreut. Das heißt Arbeit rund um die Uhr, auch an Abenden und Wochenenden. Inzwischen gibt es diese Abteilung des Museums in dieser Form seit drei Jahren. Die Urform entstand vor ca. zehn Jahren, als Studenten für Kinder ein Ferienprogramm entwickelten und durchführten. Beinahe

wäre dieses Projekt jedoch an der althergebrachten Meinung gescheitert, daß Kinder im Museum nur stören.

Athenstädt dagegen ist anderer Meinung: „Ein Museum ist ein lebendiger Ort.“ Dies soll auch am 28.8.1988 unter Beweis gestellt werden, denn dann werden die Werke der kleinen KünstlerInnen im Rahmen eines Sommerfestprogramms der Öffentlichkeit vorgestellt. Dort gibt es dann die Möglichkeit, sich noch einmal in die Wunderwelt der Kinderphantasie zurückversetzen zu lassen.

Nicht nur dem kleinen Bernd hat das Basteln im Museum riesigen Spaß gemacht. Sein einziges Problem: Er wohnt in Verden und weiß nicht, ob seine Mutter ihn und seine Schwester am nächsten Tag wieder zum Wall kutschieren wird.

Simona Selle / Tanja Mindermann

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