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Israels fette Jahre sind zu Ende

Der Golf-Frieden wird Israel große Verluste bescheren / Militärexperten warnen vor Irak  ■  Aus Tel Aviv Amos Wollin

„Das Ende des Golfkriegs wird für Israel kein unmittelbares Risiko darstellen“, erklärten Militärexperten in Tel Aviv. Allerdings seien damit die „acht fetten Jahre, die Israels strategischen Interessen so gut dienten“, zu Ende. Doch werden nach inoffizieller Meinung des israelischen Außenministeriums noch zwei bis drei Jahre vergehen, bevor Iran und Irak wieder die „Ost-Front“ gegen Israel bilden könnten.

Militärexperten warnen vor der heute sehr starken und kampferprobten irakischen Armee. Doch andererseits unterhält der Irak jetzt sehr gute Beziehungen zu Jordanien und Ägypten, die als Israel-freundlich gelten.

Daneben wird der irakisch-syrische Konflikt nunmehr an Bedeutung gewinnen und syrische Orientierung auf Israel ablenken. Zudem ist der gewachsene US-amerikanische Einfluß sowohl in Bagdad wie in Teheran von Vorteil für Israel. So wichtig und positiv der Golfkrieg für Israel war, so verspricht eine pro-amerikanische, pragmatische Führung in Teheran in bezug auf die Neurüstung und den Wiederaufbau des Landes ein guter Geschäftspartner für die israelische Rüstungsindustrie zu werden.

Zugleich wird die traditionelle rechte Propaganda einsetzen, daß angesichts der „Drohung aus dem Osten“ die „militante nationale Einheit“ Israels und damit auch weitere Aufrüstung und deren Finanzierung durch ausländische Freunde notwendig wird.

Die politischen Veränderungen und die Aussichten auf ein großes Aufbauprogramm werden, so rechnen Regierungskreise, den „Verlust“ der Waffenkäufe für Israel wettmachen. Die iranisch-irakische „Feindschaft“ wird nicht aufhören, sondern ein bleibender Quell für Waffenkäufe aus Israel sein.

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