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Vier prominente Glasnost-Anhänger in Bulgarien in Pension geschickt

Berlin (taz) - Kaum übernahm der älteste Parteichef Osteuropas, Todor Schiwkow, vorsichtig die Glasnost-Signale vom Großen Bruder, da blies er sie auch schon wieder ab. Auf der jüngsten Plenarsitzung des Zentralkomitees schaltete Schikow gleich vier prominente Politbüromitglieder aus. Nach offizieller Sprachregelung gingen die um über 2O Jahre jüngeren Genossen freiwillig in Pension. Tschudomir Alexandrow (52), Sekretär des ZK der KP Bulgariens, bekannt als Freund Gorbatschows und der Bevölkerung noch vor wenigen Monaten als möglicher Schiwkow-Nachfolger vorgestellt, mußte den Hut ebenso nehmen wie der langjährige Ministerpräsident und bisherige Vorsitzende der Nationalversammlung, Stanko Todorow (65), Stojan Michailow (57) und Swetlin Rusew. Westliche Beobachter vermuten in der Ausschaltung von Alexandrow und Todorow persönliche Zwistigkeiten zwischen ihnen und dem 76jährigen Parteichef Schiwkow, der offensichtlich von jüngeren Parteikadern, ähnlich wie kürzlich Janos Kadar in Ungarn, aus der Politik gedrängt werden sollte. Alexandrow und Todorow ermunterten die Bevölkerung, dem Beispiel in der Sowjetunion zu folgen. Sie sprachen sich für mehr Offenheit in der Parteipresse aus und waren für eine stärkere Abgrenzung gegenüber dem stalinistischem Rumänien. Ihre Parteifreunde Stojan Michailow und Swetlin Rusew setzten diese Linie in die Praxis um. Rusew rief eine staatliche Umweltschutzbewegung ins Leben, die selbst mit unabhängigen, oppositionell angehauchten Gruppen anderer real-sozialistischer Staaten zusammenarbeitete. Michailow versuchte als Minister für Ideologiefragen die 'Sofiaer Nachrichten‘ ähnlich den 'Moskauer Nachrichten‘, als Glasnost-Zugpferd auszuarbeiten. Die personellen Änderungen bewerten bulgarische Dissidentenkreise in Wien als Schlag gegen die erst kürzlich angelaufene Reformbewegung.

Roland Hofwiler

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