piwik no script img

Schering-Spritze für eine rechte Presse

■ Nachwuchs-JournalistInnen tagten auf Kosten von Schering / „Berlin-Konferenz '88“ unter dem Motto der Kommunikationsstrategien - aus dem Hause Schering

„Berlin ist eine Reise wert - und wenn Schering zahlt, ist das okay“, resümiert einer der über 20 JungjournalistInnen, die in der letzten Woche auf Kosten des Chemie-Riesen in einem First-Class-Hotel residierten. Die IJP - ein „gemeinnütziger Verein zur Kommunikationsförderung“ organisiert Tagungen und Pressegespräche für Jungjournalisten. Ihr steht ein Kuratorium unter Leitung des Ex-Verteidigungsministers Manfred Wörner zur Seite. Journalisten wie Klaus Bresser und Klaus Bölling unterstützen die IJP, die ursprünglich als Hilfe nur für Schülerzeitungsredakteure gedacht war.

Die Volontäre und freien Mitarbeiter der diesjährigen „Berlin-Konferenz“ hatten ein volles Wochenprogramm zu absolvieren: Von einem „Briefing bei der IHK“ - „Schering bekennt sich zu Berlin“ -, einem Besuch beim Gesandten der USA - „unser Engagement erkläre ich mit der Verteidigung der Freiheit; das sagt den Amerikanern etwas“ - über einen Abstecher nach Ost-Berlin, Diskussionen mit Berlin -Journalisten, ein Gespräch mit SPD-Funktionär Schneider „in der Teilung Berlins besteht die Chance, die Folgen der Teilung zu vermenschlichen“ -, den obligatorischen Besuch bei der „subkulturellen taz“ bis zur abendlichen Wannsee -Rundfahrt wurden fast alle Aspekte dieser Stadt „zwischen Provinz und Metropole“ beleuchtet.

Der Dienstag gehörte Schering. Informationsreferate zum Aufbau des Unternehmens und den Aufgaben der Öffentlichkeitsarbeit leiteten den erstmals bei Schering versuchsweise durchgeführten „Workshop“ ein, in dem Beiträge zur „Pille für den Mann“ und der klinischen Prüfung und Qualitätssicherung produziert werden sollten. Das Motto der ScheringAG auf diese für Schering bisher einmaligen Tagung lautete: „Identifizierung von Chancen und Risiken unserer Kommunikationsstrategien“.

Schering-Mitarbeiter bewiesen mit einem Besuch in der Oranienstraßen-Disko „Trash“ Szene-Nähe - das Verhältnis zur chemischen Industrie aufzulockern - im Gegensatz zu Hoechst, wo bei einer ähnlichen Veranstaltung nicht konforme Journalisten bereits im Vorfeld ausgesiebt wurden. Die Beiträge für Hörfunk und Print-Medien waren wegen großer Motivation der Beteiligten von sehr großer Qualität, wie der betreuende SFB-Redakteur bemerkte. Ein Grund mehr für den „Schering-Partner“, abschließend festzustellen, daß schon jetzt ein neuer Workshop vor '89 geplant sei, da dieser Prototyp-Workshop „für Schering einen großen Erfolg“ darstellte.

Christian Haase

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen