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Der verlängerte Arm

Boris Becker und sein Schläger  ■  PRESS-SCHLAG

Tennisspieler sind heutzutage, wie jeder weiß, wandelnde Litfaßsäulen. Die Frage ist nur, wer sie bekleben darf. Die Firma „Puma“ den Boris Becker zumindest nicht mehr, denn der eigentlich bis 1992 laufende Vertrag wurde zum 16. Juli „in beiderseitigem Einvernehmen“ aufgelöst. Eine italienische Firma sorgt nun dafür, daß der Tenniskünstler seine Blöße angemessen bedecken kann, eine andere italienische Firma kleidet seine flinken Füße in erfolgsträchtiges Leder. Nur mit dem Racket will es nicht so recht klappen.

Ein Schläger ist wie ein verlängerter Arm“, sagt Becker versonnen, und der mit der Raubkatze drauf habe ihn immerhin zweimal Wimbledon gewinnen lassen. Davon trennt man sich nicht so leicht. Cash habe den Schläger gewechselt, und danach schlecht gespielt, Edberg ebenso, Wilander probiere jede Woche einen anderen und auch Lendl hänge unverbrüchlich treu an seinem (adidas-)Gerät: „Der benutzt seit zehn Jahren einen katastrophalen Schläger, aber er glaubt, daß er damit gut spielen kann und haut uns die Bälle um die Ohren.“

So hantiert Becker vorläufig weiter mit seinem althergebrachten Werkzeug, obwohl er kein Geld mehr dafür bekommt. Gar kein Vertrag sei ihm lieber als ein schlechter. Ein solcher würde nämlich seinen Marktwert senken, und der scheint im Moment ganz gut zu sein. Andere Firmen hätten ihm jedenfalls dreimal mehr geboten als Puma.

So probiert er eifrig, bis daß er fündig werde, und fühlt sich offenbar sauwohl dabei. Auf die Frage, ob er sich von den Firmen, die ihn als Zugpferd benutzen, nicht ausgebeutet fühle, entgegnete er selbstbewußt: „Eher umgekehrt“.

Matti

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