: Betr.: Umsiedlungen in Rumänien
München (dpa) - In der Dorfbevölkerung von Rumänien geht nach Augenzeugenberichten die Angst um: Die Dorfbewohner zittern vor den Bulldozern. Niemand weiß genau, wann die Umsiedlung in die Betonklötze vollzogen wird. Schätzungen sprechen von drei bis vier Millionen Menschen, die „verschoben“ werden sollen. Südosteuropa-Experten sehen in der Verwirklichung der Pläne Ceaucescus die „systematische Vernichtung“ rumänischer Kulturdenkmäler. Schwer betroffen sind neben den rumänischen Dörfern zum Teil noch mittelalterlich geprägte Dörfer der etwa 250.000 Siebenbürger Sachsen, der Banater Schwaben sowie der zwei Millionen Ungarn.
Hans Bergel, Chefredakteur der in München erscheinenden 'Siebenbürgischen Zeitung‘ liegt eine von Rumänien-Besuchern zusammengestellte Liste von Dörfern vor, in der die Bulldozer bereits aufgefahren sind. Die Namen seien auch „an versteckter Stelle“ im 'Neuen Weg‘ vom 6.Juli abgedruckt worden. Betroffen sind folgende Dörfer in Siebenbürgen: Neppendorf bei Hermannstadt, Großau, im Kreis Kronstadt, die Dörfer Zeiden, Weidenbach, Marienburg, Tartlau, Brenndorf, Neustadt, Heldsdorf, Honigberg mit seiner aus dem 13.Jahrhundert stammenden domähnlichen Kirche. Die Bagger seien auch schon in den rumänischen Kommunen Voila, Apata, Bran, Racos und Parau angerollt. Nur die berühmte Dracula -Burg „Toerzburg“ oberhalb von Bran solle als Touristenattraktion erhalten bleiben, berichtete Bergel.
Als Hoffnung bleibe nun die UNESCO. Dort gebe es Überlegungen, die jahrhundertealten, historisch gewachsenen Dörfern unter Schutz zu stellen. Bei Zuwiderhandlungen würde sich Ceaucescu dann vor der internationalen Öffentlichkeit verantworten müssen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen