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Kein Platz hinter der Röhre

■ Gerade fertiggestellter Bahnhofs-Nordausgang soll noch einmal neu geplant werden

100 Jahre lang versperrte eine dünne Wand den direkten Weg vom Bahnsteig des Bremer Hauptbahnhofs in Richtung Bürgerweide. Seit 40 Jahren war er in Planung, seit einem Jahr ist der Tunnel nun tatsächlich nach Norden durchbrochen - ein schönes Beispiel dafür, wie mit sehr einfachen Mitteln doch erstaunlich praktische Ergebnisse zu erzielen sind. Vor dem Ausgang der stinkenden Bahnsteig-Verbindungs-Röhre jedoch erwartet die Bundesbahn-Kundin ein neuer Platz, der so häßlich geraten ist, daß selbst die verantwortliche Behörde für Stadtentwicklung jetzt ihre erste Planung über den Haufen werfen will.

So jedenfalls wird es auf dem Amtsflur erzählt. Der neue Bahnhofseingang ist so gut versteckt, daß er in Bremen immer noch weitgehend unbekannt bleiben konnte. Und wer sich vom Bahnsteig aus auf die Nordseite des Bahnhofs verirrt, steht orientierungslos vor einem Platz, der keiner ist: Er hat keine Grenzen, keinen sichtbaren Ausgang und vor allem kein Leben. Sogar die Penner ziehen den Curry-Wurst-Nebel des Bahnhofsplatzes der öden Leere auf der Nordseite vor. Auch die Bundesbahn ist mit ihrem neuen Ausgang nicht zufrieden. „Es muß etwas passieren, aber das ist zu teuer“, sagt Pressesprecher Kopka. Allerdings wird intern an einer Verschönerung der dunklen Röhre geplant.

In eine Neuplanung könnte auch der zweite Bahnsteig-Tunnel mit einbezogen werden. Würde zudem eine Verbindung der beiden Röhren geschaffen, könnten künftige BesucherInnen der Stadthallen-Kongresse durch eine üppige Passage in die Innenstadt flanieren. In welche Richtung die Neuplanung des nördlichen Bahnhofs-Ausgangs tatsächlich gehen wird, weiß allerdings noch niemand. Nur daß etwas passieren soll, ist sicher. Der Pressesprecher des Ressorts für Stadtentwicklung, Lutz Ritzel, formuliert es vorsichtig: „Daß es dort in zehn Jahren genauso aussieht wie jetzt ist sehr unwahrscheinlich“.

Ase

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