: In Bagdad ist der Krieg schon vergessen
Bagdad (afp) - „Leute, kauft soviel ihr könnt, bald ist der Krieg vorbei, und die Preise explodieren“ - für Hassan, Teppichhändler in Bagdad, bestehen keine Zweifel, daß der Frieden unmittelbar vor der Tür steht. Seine Überzeugung können nicht einmal Meldungen über die jüngsten irakischen Offensiven trüben. Tatsächlich mag der Besucher Bagdads nur schwer daran glauben, daß diese prosperierende, moderne Stadt die Metropole eines kriegsführenden Landes sein soll. Lediglich Spruchbänder mit Durchhalteparolen, die Flakbatterien auf den Dächern der Regierungsgebäude und einige flanierende Soldaten auf der „Brücke der Märtyrer“ erinnern an diesen Krieg.
Die Bagdader nehmen die 21 Böllerschüsse kaum mehr wahr, mit denen jeder Sieg an der Front gefeiert wird. Ihnen scheint der Sieg ihrer Mannschaft beim arabischen Fußballcup am vergangenen Freitag in Amman wichtiger zu sein als die kurzen Siegeskommuniques ihrer Streitkräfte. Nach dem sportlichen Triumph über Syrien erhellten unzählbare Leuchtraketen den Himmel über der irakischen Hauptstadt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen