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Ex-AStA versoff Schulden

■ Zurückgetretene AStA-Koalition feierte Abschied im Sielwallhaus / Alternatives WählerInnen-Volk blieb zu Hause / Rückkehr an die Macht fürs Ferienende geplant

100.000 Flaschen Becks für alle. Macht rund 2.500 pro Nase und bei einer überschlägigen Fetendauer von sechs Stunden ca. sechs Pro-Minuten-Kopf-Flaschen. Wenn man die Bierpreise des Sielwallhauses zugrunde legt und einen bei diesen Größenordnungen durchaus handelsüblichen Mengenrabatt außer acht läßt, hätte der ehemalige AStA der Bremer Universität am Mittwoch eigentlich faßweise Bier in sich hinein schütten müssen. Jedenfalls wenn die durchaus trinkfesten AStA-Größen und ihre unverbrüchlichsten SympathisantInnen (auch einige Getränkelieferanten und Bierverlage zählen zu den unglücklichen Gläubigern der Studentenvertretung) wenigstens zum guten Schluß die eigenen Parolen ein wenig ernster genommen hätten. „Wir versaufen unsere Schulden“ lautete das

Motto der großen Abschiedsfete der StudentenpolitikerInnen am Ende von fünf Jahren alternativen Hochschulregiments.

Bei gemütlich alternativer Kerzenschummrigkeit und in tragischer Sinnlosigkeit vor sich hindröhnendem Hard-Rock (bis der taz-Reporter seine guten Vorsätze aufgab, der Kampftrinker-Utopie des Abends noch zu ihrem Recht zu verhelfen, hatte niemand sich oder die Verhältnisse oder sonst irgendwas zum Tanzen gebracht), wurden jedoch höchstens ein paar Zinseszinsabschläge in Bier und O-Saft umgesetzt.

Die Anteilnahme des Wahlvolks am plötzlichen Ende ihrer Interessenvertretung hielt sich in

sehr gemessenen Grenzen, Vertreter des neuen, real-und jungsozialistischen AStA, die in Siegeseuphorie ihr Scherflein zur allgemeinen guten Laune hätten beitragen können, wurden nicht gesehen, man war zu vierzigst und ausgesprochen unter sich. Gedämpfter Small-Talk über Urlaubspläne und alte Zeiten. Ein bißchen schwärzliche Melancholie, passend zum Sielwallhaus-Interieur, ein bißchen angestrengte Feten-Fröhlichkeit, ein bißchen Bloß-Nicht-zur -Kenntnis nehmen, daß kein Mensch außer Ex-Asta-Mitglied Günther Kahrs und einer politisch unzuverlässigen SHBlerin sich für den Abgang der Alternativen interessiert und dem alten AStA wenigstens im Nach

hinein fetenorganisatorische Fähigkeiten qua Anwesenheit attestiert. Mach mir mal nen O-Saft.

VertreterInnen der feministischen Liste war überhaupt nicht nach Becks zu Mute. Die Liste war schon im Urlaub. Die autonome Fraktion entsandte gegen Mitternacht ihren Ex-AStA -Vertreter. Trotzdem haben die Alternativen Hoffnung. Nach den Ferien soll dank zweier Jusos alles besser und der alte AStA wieder der neue werden. In fast nüchternem Zustand legten mehrere AAL-Vertreter am Mittwoch abend ihre Hand fär die beiden urlaubsbedingt abwesenden Nachwuchs -Sozialemokraten ins Feuer: Mit denen kippen wir die jetzige AStA-Koalition.

K.S.

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