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Rausschmiß auf der ganzen Linie

Vertrauensleuteleitung bei Boehringer/Mannheim flog aus der Gewerkschaft / Verhalten sei „gewerkschaftsschädigend“ / Ausgeschlossene sollen Gremien „planmäßig diskreditiert“ haben  ■  Aus Mannheim Felix Kurz

Rainer Schiltz, der Geschäftsführer der IG Chemie in Mannheim , bläffte gestern gleich los: „Die Mitgliederversammlung machen wir noch.“ Mit diesen Worten verwiesen er und IG-Chemie-Hauptvorstandsmitglied Wolfgang Schultze die Vertrauensleute des Pharmakonzerns Boehringer/Mannheim des Saales, deren Rausschmiß aus der Gewerkschaft gleich der Presse erklärt werden sollte. Begründung: Das sei schließlich eine Veranstaltung für Journalisten. Rauswurf fast auf der ganzen Linie. Nur die Betriebs- und Aufsichtsrätin, Rosemarie Kramlinger, ließ sich nicht vor die Tür schicken.

Der Streit zwischen dem Hauptvorstand (HV) der IG Chemie und seinem Basisgremium, der Vertrauenskörperleitung von Boehringer, ist alt. Die Mannheimer Betriebsgruppe ist zu aufmüpfig. Schließlich weigerte sie sich schon mal, einen „Pharma-Report“ des HV zu verteilen, schickte die 5.500 Exemplare sogar unfrankiert zurück, mit der Begründung, die Zeitung sei „zu allgemein gefaßt“, die Probleme der Beschäftigten würden „nur in minimalster Form angedeutet“ und mit den Kosten des Reports hätte man „problemlos zehnmal so viele einfache Flugblätter erstellen können“.

Auslöser des Gewerkschaftsausschlusses war allerdings die letzte Wahl zum Aufsichtsrat. Krach gab es diesmal zwischen HV und der Vertrauensleuteleitung (VKL) um die Nominierung der Kandidaten. Die VKL akzeptierte die HV-Vorschläge nicht. Das Ergebnis: Die IG Chemie verlor im Aufsichtsrat einen sicher geglaubten Sitz.

Das Verhalten der VKL sei „gewerkschaftsschädigend“ gewesen. Wolfgang Schultze von HV nannte zur Begründung zwei „prinzipielle Gründe“. Zum einen hätten die elf Ausgeschlossenen „über lange Zeit planmäßig die zuständigen Gremien der Organisation diskreditiert“. Zum anderen wolle die VKL eine „sydikalistische Organisationsform“. Die Elfer -Bande habe „planmäßig eine Machtprobe an den Grenzen der betrieblichen Mitbestimmung gesucht“. Syndikalismus könne die IG Chemie aber nicht akzeptieren.

Schließlich, so heißt es in den Richtlinien der Gewerkschaft, schlage der Hauptvorstand nach Beratung mit der Wahlkonferenz die externen Kandidaten für den Aufsichtsrat vor. Und Beratung, so Hauptvorstandsmitglied Wolfgang Schultze, sei eben nicht etwa Einvernehmen oder eigener Vorschlag.

Der „Herausforderung“ der elf „mußten wir uns stellen“, sagte Schultze. „Hier sind wir knallhart.“ Stellvertretend für alle anderen Gewerkschaften des DGB führe man hier den „Kampf“.

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