: Psychologen zur WAA gehört
Entgegen seiner Ankündigung vom Vortag ließ Versammlungsleiter Mauker einen Redebeitrag des Instituts für Psychologie und Friedensforschung zu ■ Aus Neunburg Luitgard Koch
Wider Erwarten ließ der Versammlungsleiter bei der öffentlichen Anhörung um die WAA, Rudolf Mauker, nach einem längeren Tauziehen den Leiter des Münchner Instituts für Psychologie und Friedensforschung, Michael Kortländer, am 13.Tag des WAA-Erörterungstermins in Neunburg vorm Wald doch noch zu Wort kommen. 50.000 Einwendungen hatte das Institut eingereicht. Am Vortag sorgte Mauker für einen Eklat, indem er die vom Institut vorgebrachten Einwendungen - die psychosomatischen Auswirkungen der WAA auf die Bevölkerung, die psychische Situation des Personals der WAA und die daraus resultierenden Gefahren sowie die Bedrohung für die Demokratie und den inneren Frieden - nicht zulassen wollte. Mit der Bemerkung „weil sie mit Bussen angekommen sind und sonst ein gewisser Druck entstehen würde“ erteilte er aber dann doch vom Podium aus Kortländer das Wort. Damit beruhigte sich die Situation in dem mit rund 200 Zuhörern besetzten Saal etwas. Am Vormittag wurde Mauker immer wieder ausgebuht, nachdem er mehrmals per Knopfdruck von oben dem Vertreter der Bürgerinitative, Rechtsanwalt Wolfgang Baumann das Mikrofon abgeschaltet und so dessen Redebeitrag abrupt beendet hatte.
Doch nicht nur diese Provokation empörte die Einwender. „Das Maß ist bald voll“, machte ein WAA-Gegner seinem Unmut Luft, als die Sachverständigen aus dem Landesamt für Wasserwirtschaft immer wieder den Fragen zum Schutz des Grundwassers in der Bodenwöhrer Senke auswichen. So stellte sich heraus, daß die Durchlässigkeit der grundwasserschützenden Tonschichten nicht genügend geprüft worden war. Die zur Wiederaufarbeitung notwendige Chemikalie, Tributhylphosphat kann eine erhöhte Durchlässigkeit der Tonschichten unterhalb der Anlage bewirken und damit zur Gefährdung des Trinkwassers führen, stellte der Chemieprofessor und grüne Landtagsabgeordnete Armin Weiß fest. Er verlangte Auskunft darüber, ob diese Tatsache berücksichtigt worden sei. Der Vertreter des Landesamtes für Wasserwirtschaft mußte zugeben, daß die DWK bis jetzt noch keinerlei Unterlagen dazu abgegeben hat. Dieses Problem hätte jedoch bereits bei der Erteilung der ersten atomrechtlichen Teilgenehmigung von der DWK behandelt und vorgelegt werden sowie im Zusammenhang des positiven Gesamturteils überprüft werden müssen, betonte Rechtsanwalt Baumann.
Bedenken gegen die Genehmigungspraxis äußerte zu Beginn des Termins der grüne Bundestagsabgeordnete Michael Weiß. Er befürchtet politische Eingriffe beim WAA-Verfahren. „Herr Weiß, Sie wissen selbst, wie wir unter der Kontrolle der Gerichte und der Öffentlichkeit stehen“, entgegnete Verhandlungsleiter Mauker.
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