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Neue Power für Contra-Hilfe in den USA

Der New Yorker Abgeordnete Jack Klemp fordert 57 Millionen Dollar für die anti-sandinistischen Rebellen in Nicaragua / Beamter der Anti-Drogen-Behörde behauptet: Weißes Haus hat Ermittlungen gegen Kokain-Kartell gestoppt  ■  Von Michael Fischer

Berlin (wps/taz) - Konservative Abgeordnete haben im US -Abgeordnetenhaus einen neuen Versuch gestartet, die Contras zu unterstützen. 57,1 Millionen Dollar, davon rund 30 Millionen Dollar für Militärhilfe, fordert der New Yorker Abgeordnete Jack Kemp.

Ein „hoher Beamter aus dem Weißen Haus“, so berichtete unterdessen der Agent der US-Anti-Drogenbehörde (DEA) Ernest Jacobsen habe 1984 einen Bericht über die angebliche Verwicklung Nicaraguas in den Drogenhandel an die Presse lanciert. Damit, so erklärte der Agent vor dem Justiz -Unterausschuß des US-Repräsentantenhauses weiter, seien Untersuchungen gegen das kolumbianische Kokain-Kartell der Medellin-Connection gestoppt worden. Das eigentliche Motiv der Presseaktion war nach Ansicht des Vorsitzenden des Unterausschusses, William Hughes, vom Kongreß Hilfsgelder für die Contras zu bekommen. Jacobsen sagte, die damaligen Ermittlungen hätten zur Festnahme der gesamten Führungsspitze des Drogenkartells führen können. „Meine Vorgesetzten waren der Ansicht, daß die Pressemitteilung, die dies verhinderte, von einem Mitarbeiter des Weißen Hauses gekommen war.“ Zwar nannte Jacobsen keine Namen. Der Unterausschuß veröffentlichte jedoch Auszüge aus dem Tagebuch des ehemaligen Sicherheitsberaters Oliver North, in dem wiederholt in der fraglichen Zeit von den Drogenermittlungen die Rede ist.

Wie Jacobsen berichtete, landete der wegen Drogenhandels verurteilte ehemalige TWA-Pilot „Barry“ Seal am Morgen des 26. Juni 1984 mit seiner Hercules-Transportmaschine auf dem Homestead-Luftwaffenstützpunkt in der Nähe von Miami. Die Ladung, eine halbe Tonne Kokain, wurde umgehend von US -Soldaten ausgeladen. Seal erzählte, er habe die heiße Ware aus Nicaragua. Für Reagan war die Geschichte ein gefundenes Fressen. Vor der Presse zeigte er das Foto eines sandinistischen Beamten namens Frederico Vaugham, der dabei war, die Ware an Bord zu bringen.

Das Bild hatte Seal heimlich mit einer versteckten Kamera aufgenommen, die vom CIA an dem Flugzeug installiert worden war. Vaugham sei ein enger Mitarbeiter von Borge, wurde behauptet. Damit sei erwiesen, daß Sandinmisten mit der kolumbianischen Drogenmafia zusammenarbeite. Bereits am nächsten Tag erklärte ein hoher DEA-Beamter vor dem Drogen -Sonderausschuß des Repräsentantenhauses, daß der Skandal vermutlich getürkt sei. Es stellte sich heraus, daß Seal, der von der Drogenbehörde des Rauschgiftschmuggels überführt worden war, sich, um seinen Hals zu retten, an die von Vizepräsident Bush geschaffene Sonderabteilung für Drogenbekämpfung gewandt hatte. Als Undercover-Agent der Bush-Truppe fingierte Seal den Drogen-Deal mit den Sandinisten.

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